Weniger Arztbesuche und Krankenhauseinweisungen bei chronischen Darmentzündungen durch Telemedizin
Original Titel:
Telemedicine for management of inflammatory bowel disease (myIBDcoach): a pragmatic, multicentre, randomised controlled trial.
Bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa handelt es sich um chronische Erkrankungen, bei denen es phasenweise zu Verschlechterungen der Krankheitssymptome kommt. Daher müssen diese Patienten kontinuierlich betreut und der Krankheitsverlauf sorgfältig überwacht werden. Mit Hilfe der Telemedizin soll die Krankheitsüberwachung jederzeit auch zu Hause möglich sein.
In der hochrangigen medizinischen Fachzeitschrift The Lancet wurde eine Studie eines niederländischen Forscherteams veröffentlicht, das ein Telemedizinprogramm (myIBDcoach) für Patienten mit chronischen Darmentzündungen entwickelt hat. Mit Hilfe dieses Systems wird die Krankheitsaktivität kontinuierlich aufgezeichnet und überwacht. Außerdem sollen durch dieses Programm die Kommunikation zwischen Patient und Pflegepersonal erleichtert sowie Tipps und Ratschläge zur Verfügung gestellt werden. In der Studie wurde untersucht, wie wirksam dieses Telemedizinprogramm bei Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen ist.
Für die Studie wurden 909 Patienten ausgewählt, die ambulant aufgrund von Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa behandelt wurden. Auswahlkriterien waren, dass sie zwischen 18 und 75 Jahren alt waren und einen Internetzugang hatten. Etwa die Hälfte der Patienten (465 Patienten) verwendete das Telemedizinprogramm myIBDcoach. Die anderen 444 Patienten wurden standardmäßig betreut. Es wurde vermerkt, wie häufig die Patienten in die Praxis kamen und wie die Patienten die Qualität der Pflege empfanden. Außerdem wurde untersucht, wie häufig Krankheitsschübe auftraten und wie oft eine Kortikosteroid-Gabe, Krankenhauseinweisungen, Notfalleinsätze und Operationen nötig waren.
Während der 12-monatigen Studie gingen Patienten aus der Telemedizin-Gruppe seltener zum Gastroenterologen (durchschnittlich 1,55 Arztbesuche) als Patienten der Kontrollgruppe (durchschnittlich 2,34 Arztbesuche). Auch die Einweisungen ins Krankenhaus konnten durch das Telemedizinprogramm reduziert werden. Aus der Telemedizin-Gruppe mussten durchschnittlich 5 von 100 Patienten ins Krankenhaus eingewiesen werden, während es in der Kontrollgruppe bei 10 von 100 Patienten der Fall war. Patienten beider Gruppen waren mit der Qualität ihrer Betreuung gleichermaßen zufrieden. Und auch die Verwendung von Kortikosteroiden, Notfalleinsätze und Operationen waren in beiden Gruppen gleich häufig notwendig. Die Telemedizin hatte ebenso keinen Einfluss darauf, wie oft die Krankheit wieder aufflammte.
Die Telemedizin erwies sich als sicheres Instrument für Patienten, um ihre Krankheit zu überwachen. Mit ihrer Hilfe konnte die Zahl der Arztbesuche und Krankenhauseinweisungen der Patienten verringert werden, wenngleich sie keine Auswirkungen auf den Krankheitsverlauf hatte.
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