Lebenszeit von Patienten mit Prostatakrebs – Die Entwicklung einer Kastrationsresistenz sollte so lange wie möglich hinausgezögert werden
Original Titel:
The impact of time to metastasis on overall survival in patients with prostate cancer
MedWiss – In der vorliegenden Studie untersuchten die Wissenschaftler, welchen Einfluss der Zeitpunkt, an dem Metastasen auftraten oder der Prostatakrebs kastrationsresistent wurde, auf die Prognose der Patienten hatte. Sie stellten fest, dass ab dem Zeitpunkt, an dem der Prostatakrebs kastrationsresistent war, die durchschnittliche Lebenszeit bei allen Patientengruppen im Durchschnitt gleich und somit unabhängig davon war, wann die Patienten Metastasen entwickelt hatten. Da der Zeitpunkt der Metastasen-Bildung den Zeitpunkt, an dem der Prostatakrebs kastrationsresistent wurde, beeinflusste, hatte auch dieser einen Einfluss auf die Prognose der Patienten.
Oft wird der Erfolg einer Behandlungsmethode gegen Prostatakrebs daran gemessen, wie lang der Zeitraum ist, bis der Krebs in andere Körperregionen streut (Metastasen bildet). Es ist bisher jedoch noch nicht gezeigt worden, dass eine längere Zeitspanne, bis der Prostatakrebs Metastasen bildet, tatsächlich mit einer längeren Lebenszeit einhergeht. Ein weiterer kritischer Punkt ist der Zeitpunkt, an dem der Prostatakrebs kastrationsresistent wird. Das bedeutet, dass der Tumor dann nicht mehr auf eine Hormontherapie anspricht. Auch dieser Zeitpunkt hat vermutlich eine Auswirkung auf die Lebenszeit der Patienten. Doch auch diese Vermutung wurde bisher noch nicht eindeutig belegt. Wissenschaftler aus Kanada und Deutschland holten das nun nach.
Die Wissenschaftler teilten die Patienten je nach Zeitpunkt von Metastasen in verschiedene Gruppen ein
Die Wissenschaftler analysierten Daten von 269 Patienten mit metastasiertem Prostatakrebs, von denen die Hälfte mehr als 7,1 Jahre lang begleitet wurde. Diese Patienten teilten die Wissenschaftler je nachdem, wann sie die Metastasen entwickelt hatten, in drei verschiedene Gruppen ein. Die erste Gruppe bestand aus Patienten, die schon sehr früh (spätestens innerhalb von 3 Monaten nach der Diagnose Prostatakrebs) Metastasen aufwiesen. Patienten, die zum Zeitpunkt der Diagnose noch keine Metastasen hatten, diese jedoch spätestens 6 Monate, bevor der Prostatakrebs kastrationsresistent wurde, entwickelten, bildeten die zweite Gruppe. Zu der dritten Gruppe gehörten die Patienten, bei denen Metastasen erst gefunden wurden, nachdem der Prostatakrebs bereits kastrationsresistent war.
Nachdem der Prostatakrebs kastrationsresistent war, war die Prognose aller Patienten ähnlich
Die Wissenschaftler stellten bei der Auswertung der Daten fest, dass die Lebenszeit der Patienten, die schon zum Zeitpunkt der Diagnose oder kurz danach Metastasen aufwiesen (Gruppe 1), deutlich kürzer war als die der Patienten, die erst später Metastasen entwickelten. 6,39 Jahren nach der Diagnose lebten noch die Hälfte der Patienten aus der Gruppe 1, während die Hälfte der Patienten der Gruppe 2 auch nach 18,19 Jahren und die Hälfte der Patienten der Gruppe 3 auch nach 19,07 Jahren noch am Leben waren. Bei Patienten, die schon vor der Kastrationsresistenz mit Metastasen konfrontiert waren (Gruppe 1 und Gruppe 2), war der Zeitraum zwischen der Diagnose und dem Wirkungsverlust der Hormontherapie kürzer als bei den Patienten, die erst später Metastasen aufwiesen. Nachdem der Prostatakrebs kastrationsresistent wurde, also nicht mehr auf eine Hormontherapie ansprach, gab es keine Unterschiede in der Lebenszeit der Patienten der verschiedenen Gruppen mehr. Das bedeutet, dass die Lebenszeit, nachdem der Prostatakrebs kastrationsresistent wurde, im Durchschnitt in etwa immer gleich lang war, unabhängig davon, wann der Krebs Metastasen gebildet hatte. Da Patienten, die früh Metastasen hatten, jedoch eher einen kastrationsresistenten Prostatakrebs entwickelten, war die Lebenszeit von diesen Patienten insgesamt verkürzt. Statistische Analysen zeigten, dass sowohl der Zeitraum von der Diagnose bis zum Auftreten von Metastasen als auch der Zeitraum zwischen der Diagnose und dem Zeitpunkt, an dem der Prostatakrebs kastrationsresistent wurde, entscheidend für die Lebenszeit der Patienten waren und somit bei der Prognose der Patienten berücksichtigt werden sollten.
Für die Prognose von Prostatakrebspatienten schien somit der Zeitpunkt, an dem der Prostatakrebs kastrationsresistent wurde, entscheidend zu sein. Von diesem Zeitpunkt an war die durchschnittliche Lebenszeit nämlich bei allen Patientengruppen im Durchschnitt gleich und somit unabhängig davon, wann die Patienten Metastasen entwickelt hatten. Da der Zeitpunkt der Metastasen-Bildung den Zeitpunkt, an dem der Prostatakrebs kastrationsresistent wurde, beeinflusste, hatte auch dieser einen Einfluss auf die Prognose der Patienten. Somit ist es bei der Behandlung von Prostatakrebs von großer Bedeutung sowohl das Auftreten von Metastasen als auch die Entwicklung einer Kastrationsresistenz so lange wie möglich hinauszuzögern.
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