Früherkennung und -behandlung sinnvoll: entwickeln Migränepatientinnen häufiger Bluthochdruck?
Original Titel:
Migraine and the risk of incident hypertension among women
Obwohl eine Verbindung zwischen Herz-Kreislauf-Erkrankungen und der Migräne immer wieder im Fokus von Forschung und Therapie steht, haben bisher nur wenige Studien untersucht, ob eine Migräne mit einem erhöhten Risiko für neuauftretenden Bluthochdruck einhergeht. Dies untersuchte nun die Expertin für Herzkreislauferkrankungen und neurologische Erkrankungen (wie die Migräne) Dr. Rist, Dozentin an der renommierten Harvard Medical School, mit ihren Kollegen von den US-amerikanischen Forschungsinstituten Harvard (Boston) und University School of Medicine (St. Louis) sowie der Charité-Universitätsmedizin in Berlin.
Prospektive Kohortenstudie: 30 000 Frauen mit und ohne Migräne
Dazu untersuchten die Wissenschaftler in einer sogenannten prospektiven Kohortenstudie eine große Gruppe von Teilnehmerinnen (29040 Frauen), die zum Start der Studie nicht unter Bluthochdruck litten. Die Frauen wurden nach ihrer Migräne-Historie eingeordnet: aktive Migräne mit Aura, aktive Migräne ohne Aura, Migräne in der Vergangenheit oder keine Migränevergangenheit. Ein neuauftretender Bluthochdruck wurde notiert, sobald eine entsprechende ärztliche Diagnose neu gestellt wurde oder sobald die jeweilige Teilnehmerin selbst ihren eigenständig gemessenen Blutdruck mit über 140 mmHg (systolisch) oder über 90 mmHg (diastolisch) angab. Der Wert mmHg beschreibt die Höhe einer Quecksilbersäule in Millimetern – je höher der Druck, desto höher wird das Quecksilber gedrückt, der mmHG-Wert steigt also. Der systolische Druck beschreibt dabei den Druck, der in den Blutgefäßen vorliegt, wenn sie vom Herz frisch mit Blut befüllt werden. Der diastolische Druck liegt dann in den Gefäßen vor, wenn sich das Herz selbst wieder befüllt. Optimal sollte der Blutdruck bei 120 mmHg (systolisch) und 80 mmH (diastolisch) liegen. Ein dauerhaft erhöhter Blutdruck gilt als Risiko für Nieren, Blutgefäße und das Herz.
Mathematische Risikovorhersagemodelle: Verbindung zwischen Migräne und Bluthochdruck?
Die untersuchten Frauen wurden im Mittel über 12 Jahre beobachtet. Im Laufe dieser Zeit traten 15176 Bluthochdruck-Fälle auf. Gab es aber hierbei eine Häufung bei den Frauen mit Migräneerfahrung? Im Vergleich zu den Teilnehmerinnen, die noch nie unter einer Migräne zu leiden hatten, entwickelten Frauen mit Migräne, vergangen oder akut, häufiger einen erhöhten Blutdruck. Frauen, deren Migräne mit Aura ablief, hatten dabei das am wenigsten erhöhte Risiko (um 9 % mehr als Frauen ohne Migräne). Die Frauen, die in der Vergangenheit unter Migräne gelitten, aber akut keine Probleme damit hatten, zeigten ein um 15 % erhöhtes Risiko für Bluthochdruck. Besonders ausgeprägt schien aber das Risiko bei den akut betroffenen Frauen zu sein, die keine Aura im Verlauf ihrer Migräneattacken kannten: ihr Risiko, Bluthochdruck zu entwickeln, war um 21 % erhöht.
Klar erhöhtes Risiko für die Entwicklung eines Bluthochdrucks bei Frauen mit Migräne
Zusammenfassend fand die Forschergruppe in ihrer großen Studie ganz besonders bei den Patientinnen, die keine Aura erlebten, ein größeres Risiko für Bluthochdruck. Bei einer bestehenden Migräneerkrankung, aber auch bei Migräneattacken in der Vergangenheit, sollten Betroffene also auch auf ihren Blutdruck achten und möglichst Risikofaktoren, wie Übergewicht, Rauchen und auch starken Stress, vermeiden. Eine frühe Erkennung eines neu entstandenen Bluthochdrucks kann helfen, mögliche Folgeerkrankungen zu minimieren und rechtzeitig zu behandeln.
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