Nachweisebare PSA-Werte nach Prostataentfernung – Wie wirksam sind Bestrahlungen auf der Grundlage von bildgebenden Verfahren?
Original Titel:
Outcome after PSMA PET/CT based radiotherapy in patients with biochemical persistence or recurrence after radical prostatectomy
Mit einem speziellen bildgebenden Verfahren, PET/CT mit 68Ga-PSMA, können Krebszellen schon früh aufgespürt werden. Ein Forscherteam fand heraus, dass eine Strahlentherapie auf Grundlage der Ergebnisse dieser Untersuchung eine wirksame lokale Behandlungsmethode für Prostatakrebs-Patienten zu sein scheint, nachdem eine operative Prostataentfernung nicht die erhoffte Wirkung erzielt hatte. Es wurden hierbei die Körperstellen bestrahlt, in denen Krebszellen aufgespürt wurden. Dieses Verfahren könnte dabei helfen, Behandlungen, die auf den ganzen Körper wirken und somit mit mehr Nebenwirkungen verbunden sind, wie Chemotherapie oder Hormontherapie, hinauszuzögern.
Nicht selten kehrt der Prostatakrebs nach einer Operation zurück, was sich zuerst durch einen Anstieg des PSA (prostataspezifisches Antigen)-Werts nach der Operation bemerkbar macht. Kommt es, nachdem der PSA-Wert nach der Operation zunächst unter die Nachweisgrenze gesunken war, erneut zu messbaren PSA-Werten (mindestens 0,2 ng/ml), ist von einem biochemischen Rezidiv die Rede. Eine kürzlich erschienene Studie konnte zeigen, dass es mit einem speziellen bildgebenden Verfahren bei vielen Patienten möglich ist, die Krebszellen bereits im Körper zu lokalisieren, auch wenn der PSA-Wert noch sehr niedrig ist (Studie von Rauscher und Kollegen, 2018 in der medizinischen Fachzeitschrift European Urology veröffentlicht). Bei dieser Methode wird das Radiopharmakon 68Ga-PSMA (68Gallium-markierter Ligand des prostataspezifischen Membranantigens) eingesetzt, welches mit Hilfe einer Kombination aus Positronen-Emissions-Tomographie (PET) und Computertomographie (CT) im Körper aufgespürt werden kann. Da 68Ga-PSMA eine radioaktive Substanz ist, die an bestimmten Strukturen von Prostata- und Prostatakrebszellen bindet, gibt die Strahlung dieser Substanz, die mit Hilfe eines PET-Geräts erfasst werden kann, Auskunft darüber, wo sich im Körper des Patienten Krebszellen befinden. Mithilfe der CT werden Organe und Gewebe abgebildet, so dass sich die Strahlung in Kombination mit der PET besser lokalisieren lässt. Wenn die Prostatakrebszellen lokalisiert werden konnten, könnte eine gezielte Bestrahlung der betroffenen Körperstellen erfolgen, was die Prognose der Prostatakrebs-Patienten verbessern könnte.
Forscher suchten mit dem speziellen bildgebenden Verfahren im Körper der Patienten nach Krebszellen
Ein Forscherteam aus München untersuchte nun mit der Unterstützung aus Österreich, wie wirksam eine gezielte Bestrahlung basierend auf den Ergebnissen der PET/CT mit 68Ga-PSMA ist. Hierzu untersuchten sie 129 Patienten, die sich nach einer Prostataentfernung der PET/CT mit 68Ga-PSMA unterzogen. Gründe dafür waren, dass der PSA-Wert nach der Operation nicht wie gewünscht gesunken ist (bei 52 % der Patienten) oder dass der PSA-Wert, nachdem er anfänglich gesunken war, wieder angestiegen ist (bei 48 % der Patienten). Bei keinem Patienten gab es zu dem Zeitpunkt Hinweise darauf, dass der Krebs bereist in andere Körperregionen gestreut hatte (Metastasen gebildet hatte). Alle Patienten wurden mit der 68Ga-PSMA PET/CT basierten Strahlentherapie behandelt.
Unterschiede zwischen Patienten, die nach der Operation einen PSA-Abfall hatten, und Patienten, bei denen der PSA-Wert trotz Operation nicht sank
Die Patienten, deren PSA-Wert nach der Operation gar nicht erst gesunken war, hatten häufiger einen Hochrisiko-Prostatakrebs (Tumor hat die Prostatakapsel durchbrochen, hat die Lymphknoten befallen, war aggressiver (Gleason-Score von 8 oder 9) oder war am Schnittrand des operativ entfernten Gewebes zu finden (bezeichnet als r1)) und führten nach der Operation früher die PET/CT mit 68Ga-PSMA durch als die Patienten, bei denen der PSA-Wert nach der Operation zunächst gesunken war. Außerdem waren laut dem bildgebenden Verfahren bei den Patienten ohne PSA-Abfall nach der Operation häufiger Lymphknoten befallen (13% vs. 5%), während bei den Patienten mit einem PSA-Abfall nach der Operation häufiger nur an der Operationsstelle Prostatakrebs gefunden wurde (26% vs. 12%).
Je nachdem, wo die Krebszellen im Körper der Patienten gefunden wurden, wurden verschiedene Körperstellen bestrahlt
Aufgrund von Auffälligkeiten im bildgebenden Verfahren, welche 78 Patienten der 129 Patienten zeigten, wurden 73 Patienten schon vor der Bestrahlung mit einer Hormontherapie behandelt. 43 Patienten brachen diese Therapie jedoch im Mittel nach 5 Monaten wieder ab. Je nachdem, wo die Krebszellen im Körper der Patienten gefunden wurden, wurden verschiedene Körperstellen (die Operationsstelle, befallenen Lymphknoten oder Lymphbahnen) bestrahlt. Die Strahlendosis richtete sich dabei nach der bestrahlten Körperstelle. Die Ergebnisse der Behandlungen sahen wir folgt aus: der mittlere PSA-Wert lag nach der Strahlenbehandlung bei 0,07 ng/ml. 3 von 4 Patienten hatten einen PSA-Wert von höchstens 0,1 ng/ml. Auch nach einer mittleren Beobachtungszeit von 20 Monaten lag der mittlere PSA-Wert noch bei 0,07 ng/ml. 30 Patienten bekamen allerdings weiterhin die Hormontherapie. Die Patienten, die Auffälligkeiten bei der PET/CT zeigten, sich jedoch nicht bis zum Ende der Studie einer Hormontherapie unterzogen haben (45 Patienten), hatten nach der Behandlung einen mittleren PSA-Wert von 0,05 ng/ml. 89 % von diesen Patienten blieben von einem biochemischen Rezidiv (PSA-Wert ≥ 0,2 ng/ml) verschont. Teilten die Wissenschaftler die Patienten je nachdem, ob ihr PSA-Wert nach der Operation zunächst unter die Nachweisgrenze gesunken war oder nicht, in zwei Gruppe ein, wurde deutlich, dass Patienten, bei denen der PSA-Wert nach der Operation gesunken war, häufiger nach der Strahlentherapie von einem biochemischen Rezidiv verschont blieben (94 %) als die Patienten, bei denen der PSA-Wert nach der Operation nicht wie gewünscht gesunken war (82 %). Patienten, die nach der Strahlentherapie einen PSA-Wert von höchstens 0,1 ng/ml aufwiesen, hatten eine größere Wahrscheinlichkeit während der Studie von einem biochemischen Rezidiv verschont zu bleiben als Patienten, bei denen dies nicht der Fall war.
Eine Strahlentherapie auf Grundlage der Ergebnisse der PET/CT mit 68Ga-PSMA schien somit eine wirksame lokale Behandlungsmethode für Prostatakrebs-Patienten zu sein, nachdem eine operative Prostataentfernung nicht die erhoffte Wirkung erzielt hatte. Bei etwa 3 von 4 Patienten konnte der PSA-Wert auf höchstens 0,1 ng/ml gesenkt werden. Dieses Therapieverfahren könnte dabei helfen, Behandlungen, die auf den ganzen Körper wirken und somit mit mehr Nebenwirkungen verbunden sind, wie Chemotherapie oder Hormontherapie, hinauszuzögern.
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