Wirkstoffe gegen einen metastasierten, kastrationsresistenten Prostatakrebs – In den USA stößt Abirateron Docetaxel vom Thron
Original Titel:
Temporal and geographic variation in the systemic treatment of advanced prostate cancer
Es gibt immer mehr Wirkstoffe, die gegen einen Prostatakrebs, der bereits in andere Körperregionen gestreut hat und nicht mehr auf eine Hormontherapie anspricht, eingesetzt werden können. Seit mehreren Jahren sind nun innovative Arzneimittel für diese Patientengruppe auf dem Markt. Forscher untersuchten nun, ob die neuen Arzneimittel das Verschreibungsmuster in den USA verändert haben. Sie fanden heraus, dass in der Tat der neuartige Wirkstoff Abirateron den altbewährten Wirkstoff Docetaxel vom Thron gestoßen hat.
Seit längerer Zeit gilt eine Chemotherapie mit dem Wirkstoff Docetaxel als Standardtherapie bei einem Prostatakrebs, der bereits in andere Körperregionen gestreut (metastasiert) hat und nicht mehr auf eine Hormontherapie anspricht (kastrationsresistent). Doch neuartige Wirkstoffe, wie Cabazitaxel, Radium-223-dichlorid, Sipuleucel-T (in Deutschland nicht länger zugelassen), Enzalutamid oder Abirateron machen Docetaxel nun Konkurrenz. Auch diese Wirkstoffe konnten sich bei der Behandlung eines metastasierten, kastrationsresistenten Prostatakrebses behaupten. In den USA haben diese Wirkstoffe zwischen 2010 und 2015 ihre Zulassung erhalten. Hat sich durch die neuartigen Wirkstoffe das Verschreibungsmuster in den USA geändert oder wird weiterhin zuerst mit Docetaxel behandelt?
US-amerikanische Forscher untersuchten das Verschreibungsmuster von sechs verschiedenen Wirkstoffen
Wissenschaftler aus Ann Arbor (USA) untersuchten nun, wie sich das Verschreibungsmuster von Wirkstoffen, die bei der Behandlung eines metastasierten, kastrationsresistenten Prostatakrebses eingesetzt werden, im Laufe der Zeit in den USA verändert hat. Sie durchsuchten hierfür eine spezielle Datenbank nach Prostatakrebs-Patienten, die eines der 6 Medikamente bekamen.
Seit 2013 ist Abirateron der in den USA meist eingesetzte Wirkstoff für die Erstbehandlung eines kastrationsresistenten, metastasierten Prostatakrebses
Bei ihrer Auswertung der Daten von 4275 Patienten (durchschnittliches Alter: 74 Jahre) kam heraus, dass der altbewährte chemotherapeutische Wirkstoff Docetaxel sowohl im Jahre 2010 (mit 97 %) als auch im Jahre 2011 (mit 66 %) als auch im Jahre 2012 (mit 49 %) die Liste der am häufigsten eingesetzten Wirkstoffe für die Erstbehandlung eines metastasierten, kastrationsresistenten Prostatakrebses anführte. Ab 2013 verlor Docetaxel seine Vorrangstellung jedoch an den neuartigen Wirkstoff Abirateron. In den folgenden drei Jahren konnte sich Abirateron als der am häufigsten verwendete Wirkstoff für die Erstbehandlung dieser Patientengruppe behaupten (2013: 56 %; 2014: 46 %; 2015: 34 %). Etwa 14 % der untersuchten Patienten erhielten während ihres Krankheitsverlaufs mindestens 3 der 6 verschiedenen Wirkstoffe. Welche Wirkstoffe verwendet wurden, hing stark von der geografischen Lage ab.
In den USA gab es regionale Unterschiede in der Verschreibung der verschiedenen Wirkstoffe, die angewandt werden, wenn der Prostatakrebs nicht mehr auf eine Hormontherapie anspricht und bereits Metastasen gebildet hat. Auch im Laufe der Zeit gab es Veränderungen in der Häufigkeit der Anwendung der einzelnen Wirkstoffe. So wurde seit 2013 der altbewährte chemotherapeutische Wirkstoff Docetaxel von Abirateron, einem Wirkstoff der neuartigen Hormontherapie, als am häufigsten eingesetzter Wirkstoff für die Erstbehandlung von einem metastasierten, kastrationsresistenten Prostatakrebs abgelöst. Es wäre nun interessant zu wissen, ob dieser Trend auch in Deutschland zu beobachten ist. Eine derartige Studie steht jedoch noch aus.
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