Fähigkeiten meistern wollen statt Sorgen vor Versagen könnte vor Depression schützen

Original Titel:
The association between academic achievement goals and adolescent depressive symptoms: a prospective cohort study in Australia

 
Kurz & fundiert
  • Wie akademische Fähigkeiten verfolgt werden – relevant für depressive Symptome in der Jugend?
  • Längsschnittstudie ab Baby- und Kindergartenalter mit fast 6 000 Teilnehmern
  • Fähigkeiten meistern versus Leistungsvergleich, Ziele erreichen wollen versus Versagen vermeiden
  • Fähigkeiten erlernen wollen statt Sorge vor Versagen könnte vor Depression schützen
  MedWiss Eine australische Längsschnittstudie mit fast 6 000 Teilnehmern ab Baby- und Kindergartenalter zeigte, dass Fähigkeiten meistern zu wollen statt sich auf Versagenssorgen zu fokussieren mit reduzierten depressiven Symptomen bei Jugendlichen assoziiert war. Die Studie biete somit Hinweise auf möglicherweise modifizierbare Risikofaktoren für Depression.
Schüler können ihre akademischen Fähigkeiten über zwei Achsen bewerten: einerseits werden Fähigkeiten entwickelt und Konzepte verstanden (Meistern), andererseits können Vergleiche mit Gleichaltrigen, beispielsweise anhand von Noten, angestellt werden (Leistung). Dabei kann im Vordergrund stehen, Ziele erreichen zu wollen oder Versagen zu vermeiden. Wissenschaftler untersuchten nun mögliche Zusammenhänge zwischen Leistungszielen und depressiven Symptomen bei Heranwachsenden.

Wie akademische Fähigkeiten verfolgt werden – relevant für depressive Symptome in der Jugend?

Die Studie analysierte Daten von Kindergartenkindern ab dem Alter von 4 – 5 Jahren (geboren zwischen März 1999 und Februar 2000) und Babies (0 – 1 Jahre; geboren zwischen März 2003 und Februar 2004) aus einer australischen Längsschnittstudie. Erfolgsziele wurden im Alter von 12 – 13 Jahren mit einem spezialisierten Fragebogen (Achievement Goal Questionnaire, AGQ) ermittelt. Dabei werden vier spezifische Erfolgsziele unterschieden: Meistern-erreichen („Ich möchte so viel wie möglich lernen dieses Jahr“), Meistern-Versagensvermeidung („Ich mache mir Sorgen, dieses Jahr nicht alles zu lernen, was ich könnte“), Leistung-erreichen („Es ist mir wichtig, im Vergleich zu anderen gut zu sein“) und Leistung-Versagensvermeidung („Womöglich schlechtere Leistung als andere zu bringen motiviert mich oft“). Depressive Symptome erfassten die Autoren mit Hilfe eines weiteren Fragebogens (Short Mood and Feelings Questionnaire, höhere Werte deuten auf schwerere Symptome im Alter von 14 – 15 Jahren (beide Kohorten) und 16 – 17 Jahren (Kindergarten-Kohorte).

Längsschnittstudie ab Baby- und Kindergartenalter mit fast 6 000 Teilnehmern

Insgesamt konnten 3 200 Teilnehmer (1 585 Mädchen, 1 615 Jungen) aus der Kindergarten-Kohorte und 2 671 Teilnehmer (1 310 Jungen, 1 361 Jungen) aus der Baby-Kohorte analysiert werden. Eine Steigerung im Ziel “Meistern ” war mit reduzierten depressiven Symptomen assoziiert (Je 1-Punkt Steigerung; Kindergarten: -0,33; 95 % Konfidenzintervall, KI: -0,52 – -0,15; Baby: -0,29; 95 % KI: -0,54 – -0,03). Eine Steigerung in der Meistern-Versagensvermeidung war hingegen mit höherer depressiven Symptomschwere assoziiert (Kindergarten: 0,35; 95 % KI: 0,21 – 0,48; Baby: 0,44; 95 % KI: 0,25 – 0,64). Eine Steigerung in der Leistung-Versagensvermeidung ging in der Kindergarten-Kohorte mit einem höheren Schweregrad depressiver Symptome einher (Kindergarten: 0,26; 95 % KI: 0,11 – 0,41). In der Baby-Kohorte konnte dieser Zusammenhang jedoch nicht gesehen werden.

Fähigkeiten erlernen wollen statt Sorge vor Versagen könnte vor Depression schützen

Depressive Symptome bei Heranwachsenden waren demnach mit ihren Erfolgszielen assoziiert. Speziell schien es eine Rolle zu spielen, ob Heranwachsende das Meistern von Fähigkeiten mit Versagenssorgen verbanden, oder sich vielmehr ein positives Ziel setzten. Die Ergebnisse liefern demnach Hinweise auf möglicherweise modifizierbare Risikofaktoren für Depression. Zukünftige Studien sollen dies nun anhand gezielter Interventionen untersuchen.

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