Der potentielle neue Wirkstoff Apatinib könnte bei metastasiertem Darmkrebs helfen
Original Titel:
A Pilot Study of Apatinib as Third-Line Treatment in Patients With Heavily Treated Metastatic Colorectal Cancer
MedWiss – Forscher suchen ständig nach neuen Wirkstoffen, die im Kampf gegen Darmkrebs eingesetzt werden können. Ein möglicher Kandidat stellt Apatinib dar. In einer kleinen Studie erzielte dieser Wirkstoff bei Patienten mit einem metastasierten Darmkrebs erste Erfolge. Ob sich der Wirkstoff jedoch tatsächlich bewährt und zukünftig gegen Darmkrebs eingesetzt werden kann, müssen weitere, größer angelegte Studien zeigen.
Einen Angriffspunkt, um eine Krebserkrankung zu behandeln, stellt die Gefäßbildung dar. Krebszellen entwickeln nämlich ihre eigene Blutversorgung, welche sie benötigen, um mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt zu werden. Ein neuartiger Wirkstoff, der sich derzeit noch in der Erprobungsphase befindet und genau dort angreift, ist Apatinib. Apatinib wirkt über ein bestimmtes Protein (vascular endothelial growth factor receptor-2, kurz VEGFR-2) und sorgt dafür, dass der Tumor nicht mehr ausreichend durchblutet wird. Wegen der fehlenden Nährstoffe und des fehlenden Sauerstoffs wird das Wachstum des Tumors gehemmt. In Studien konnte Apatinib bei Patienten mit Magenkrebs, die zwei Chemotherapien hinter sich hatten, bereits Erfolge erzielen. Und auch bei Prostatakrebs mit Knochenmetastasen zeigte der neuartige Wirkstoff in einer kleinen Studie erste positive Effekte (Studie Zhao von und Kollegen, 2018 in der medizinischen Fachzeitschrift Oncotarget veröffentlicht).
Patienten mit metastasiertem Darmkrebs wurden mit Apatinib behandelt
Ein Forscherteam aus Jiangsu (China) untersuchte nun, ob auch Patienten mit Darmkrebs, bei denen der Krebs bereits in andere Körperregionen gestreut hat, von Apatinib profitieren könnten, nachdem die Standardtherapien gescheitert sind. Hierzu untersuchten die Wissenschaftler 36 Darmkrebspatienten, auf die oben genanntes zutraf. Alle Patienten wurden solange mit Apatinib behandelt, bis es entweder zu einem Fortschreiten der Erkrankung kam, es zu nicht hinnehmbaren Nebenwirkungen kam oder eine Operation durchgeführt wurde. Bei Nebenwirkungen wurde die Dosis des Wirkstoffes zunächst angepasst.
Apatinib lieferte erste vielversprechende Ergebnisse
Die Ergebnisse der Apatinib-Therapie fielen recht vielversprechend aus. Bei 2 von 3 Patienten (66,7 %, 24 Patienten) schritt die Erkrankung nicht weiter fort. Bei etwa jedem 10. Patienten (11,1 %, 4 Patienten) verbesserte sich sogar das Krankheitsbild. Bei den restlichen 8 Patienten (22,2 %) schritt die Erkrankung jedoch trotz Apatinib-Therapie weiter fort. Bei 77,8 % der Patienten (28 Patienten) schien sich Apatinib somit positiv auf den Krankheitsverlauf auszuwirken, sei es durch eine Verbesserung des Krankheitsbildes oder durch eine Kontrolle der Erkrankung. Mehr als die Hälfte der Patienten lebte nach dem Start der ersten Behandlung (gemeint ist nicht die Apatinib-Behandlung, sondern die erste Standardbehandlung) noch länger als 33,2 Monate. Wurde die Lebenszeit nach Beginn der Apatinib-Behandlung gemessen, so lebte die Hälfte der Patienten noch länger als 10,1 Monate. Bei der Hälfte der Patienten schritt die Erkrankung nach Beginn der Apatinib-Therapie erst nach 4,8 Monaten weiter fort. Bei Betrachtung spezieller Patientengruppen stellten die Wissenschaftler fest, dass es für die Wirkung von Apatinib keinen Unterschied machte, ob der Patient zuvor mit dem Bevacizumab – ein Wirkstoff, der ebenfalls in das Wachstum von Blutgefäßen eingreift – behandelt wurde oder nicht.
Die Therapie mit Apatinib war jedoch auch mit Nebenwirkungen verbunden
Was die Nebenwirkungen anging, so waren die häufigsten schwerwiegenden Ereignisse das Hand-Fuß-Syndrom, Bluthochdruck und Proteinurie (übermäßige Ausscheidung von Proteinen über den Urin).
Aus diesen Ergebnissen schlussfolgerten die Autoren, dass sich Apatinib zur Behandlung von metastasiertem Darmkrebs eignen könnte, nachdem die gängigen Methoden gescheitert sind. Die Wirkung von Apatinib schien nicht von einer vorangegangenen Bevacizumab-Therapie beeinflusst zu werden. Weitere, größer angelegte Studien mit Kontrollgruppen (Patienten, die nicht mit Apatinib behandelt wurden) zum Vergleich sind nun nötig, um die hier dargestellten positiven Effekte zu bestätigen und tatsächlich auf Apatinib zurückführen zu können.
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