Bringt eine Biopsie vor der Entfernung von Lungengewebe einen Vorteil?
Original Titel:
Is tissue still the issue? Lobectomy for suspicious lung nodules without confirmation of malignancy.
Biopsien von Lungengewebe können dabei helfen, festzustellen, ob es sich um Lungenkrebs handelt. Häufig sind die Ergebnisse aber nicht eindeutig. Und auch eine Biopsie birgt Risiken. Ist also eine Biopsie immer sinnvoll? Nein, sagen manche Forscher.
Bei auffälligen Lungenknötchen kann es sich um Lungenkrebs handeln oder um eine gutartige Wucherung. Um zu bestätigen, ob es sich um einen bösartigen Tumor handelt, kann vor der Entfernung des betroffenen Lungenlappens (Lobektomie) eine Probe entnommen werden, die dann im Labor untersucht wird. So eine Biopsie kann einzeln vor einer möglichen Operation durchgeführt werden, oder während einer Lungenoperation, bevor Gewebe entfernt wird. Biopsien der Lunge bergen aber als Eingriff auch immer Risiken für ernsthafte Komplikationen. Außerdem liefern sie oft nicht ganz eindeutige oder falsche Ergebnisse, sodass trotzdem Lungengewebe entfernt wird.
Ergebnisse von Patienten mit und ohne Biopsie verglichen
Kanadische Forscher haben daher die Operationsergebnisse von 256 Patienten mit auffälligen Lungenknötchen ausgewertet. Sie untersuchten, ob bei Patienten ohne Biopsie öfter Lungengewebe entfernt wurde, obwohl die Veränderung gutartig war, als bei Patienten mit vorheriger Biopsie. Alle 256 Patienten wurden in der gleichen Einrichtung entweder per „Schlüssellochtechnik“ oder an der offenen Lunge operiert. Die eine Hälfte (127 Patienten) hatte vor oder während der Operation eine Biopsie, die andere Hälfte (129 Patienten) wurde ohne Biopsie operiert. Nach der Operation wurde das ausgeräumte Gewebe im Labor untersucht.
Ohne Biopsie kaum häufiger fälschlicherweise operiert
Die Auswertung der Forscher ergab, dass bei vier der 127 Patienten (3,2 %) mit Biopsie Lungengewebe entfernt worden war, obwohl die Veränderung an den Lungenknötchen gutartiger Natur war. Bei den 129 Patienten ohne Biopsie war dies in 9 Fällen (7 %) der Fall. Daher gibt es keinen statistisch nachweisbaren Vorteil einer Biopsie, was das Vermeiden der Entfernung von gutartigen Veränderungen angeht. Die Forscher sehen daher den Verzicht auf eine Biopsie bei ausgewählten Patienten mit auffälligen Lungenknötchen als sicher an.
Ohne Biopsie verliefen Operationen schneller und mit weniger Komplikationen
Außerdem ergab die Auswertung der Daten, dass bei den Patienten ohne Biopsie die Operation nachweislich kürzer war (im Schnitt eine Viertelstunde). Auch Komplikationen während der Operation traten ohne Biopsie seltener auf. Die Patienten mit einer Biopsie mussten manchmal länger auf den OP-Termin warten und hatten teils einen längeren Krankenhausaufenthalt.
Biopsie ist nicht immer nötig – sorgfältige Untersuchung und Abwägung wichtig
Die Forscher kommen daher zu dem Schluss, dass eine Biopsie nicht immer nötig ist. Für ausgewählte Patienten mit auffälligen Lungenknötchen ist eine OP ohne Biopsie laut der Studie sicher und es wurden nicht statistisch nachweisbar öfter gutartige Veränderungen entfernt als mit Biopsie. Die Wartezeit auf einen OP-Termin kann so gegeben falls verkürzt werden. Die Forscher plädieren daher dafür, dass Patienten sehr sorgfältig untersucht und beraten werden hinsichtlich einer möglichen Biopsie oder den Verzicht darauf.
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