Schmerzen verringern die Lebensqualität von Kindern und Jugendlichen mit Morbus Crohn unabhängig vom Schweregrad der Erkrankung
Original Titel:
Psychological Distress and Quality of Life in Pediatric Crohn Disease: Impact of Pain and Disease State.
Bei erwachsenen Patienten, die unter Morbus Crohn leiden, spiegeln die Symptome nicht immer den Schweregrad der Erkrankung wider. So kommt es beispielsweise vor, dass Patienten, die sich aus klinischer Sicht in einer Ruhephase der Erkrankung befinden, weiterhin unter Schmerzen leiden. Andersherum können die Schmerzen auch ausbleiben, obwohl ein Krankheitsschub vorliegt. Diese Diskrepanz zwischen Schmerzempfinden und Krankheitsaktivität konnte seit einiger Zeit auch bei Kindern und Jugendlichen mit Morbus Crohn beobachtet werden.
Ein amerikanisches Forscherteam wollte herausfinden, wie die Schmerzwahrnehmung und der Krankheitsstatus bei Kindern und Jugendlichen mit Morbus Crohn die Wahrnehmung der psychischen Belastung und der Lebensqualität beeinflussen. Hierzu wurden 116 Kinder und Jugendliche mit Morbus Crohn zwischen 8 und 18 Jahren im Hinblick auf Schmerzen, Krankheitssymptome, Angstzustände, Depressionen, körperliche Einschränkungen und Lebensqualität befragt. Ärzte bestimmten zusätzlich den Schweregrad der Erkrankung mit Hilfe des speziell für Kinder und Jugendliche entwickelten Index PCDAI (kurz für Pediatric Crohn’s Disease Activity Index). Die Auswertung der Befragungen in Kombination mit den ärztlichen Untersuchungen ergaben, dass bei ungefähr zwei Drittel der Kinder und Jugendlichen die Schmerzwahrnehmung mit dem Schweregrad der Erkrankung übereinstimmte. Patienten, die sich laut PCDAI-Wert in einer Ruhephase befanden, aber dennoch unter Schmerzen litten, bewerteten ihre Lebensqualität als schlechter und empfanden ihre Einschränkungen als größer im Vergleich zu Patienten, die sich ebenfalls in einer Ruhephase der Erkrankung befanden, jedoch keine Schmerzen hatten. Demgegenüber fühlten sich die Kinder und Jugendlichen, die sich in einem Krankheitsschub befanden und trotzdem keine Schmerzen hatten, weniger durch ihre Krankheit beeinträchtigt. Sie zeigten weniger Symptome einer Depression und empfanden ihre Lebensqualität als besser im Vergleich zu den Patienten, die während eines Krankheitsschubes unter Schmerzen litten.
Wenn Kinder und Jugendliche mit Morbus Crohn unter Schmerzen litten, waren ihre Einschränkungen durch die Krankheit größer und ihre Lebensqualität stärker beeinträchtigt, unabhängig davon, ob sie sich in einer Ruhephase oder in einem Krankheitsschub befanden. Depressionen wurden nicht vom Schweregrad der Erkrankung beeinflusst, wohl aber von der Schmerzempfindung der Patienten während eines Krankheitsschubs. Schmerzen bei Morbus Crohn-Patienten haben somit sowohl einen Einfluss auf den körperlichen als auch auf den psychischen Gesundheitszustand der Patienten. Demnach sollte Schmerzen unabhängig von dem Schweregrad der Erkrankungen beurteilt und bewertet werden.
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