Medikamentöse PCOS-Therapie: Vergleich von Risiken und Vorteilen
Original Titel:
Quantitative risk-benefit profiles of oral contraceptives, insulin sensitizers and antiandrogens for women with polycystic ovary syndrome: A model-based meta-analysis
Kurz & fundiert
- Hormonelles Ungleichgewicht beim polyzystischen Ovarialsyndrom (PCOS)
- Vergleich der Effekte von Wirkstoffklassen: Risiken, Vorteile?
- Modell-basierte Metaanalyse über 200 Studien mit 9 685 Patientinnen und 385 Behandlungsarmen
- Kombinationen können vorteilhaft sein, langfristige Studien nötig
Beim polyzystischen Ovarialsyndrom (PCOS) kommt es zu einem veränderten Hormongleichgewicht, das sich auf Fruchtbarkeit und Menstruationszyklus, den Haarwuchs speziell an Frauen-untypischen Stellen (Hirsutismus), aber auch auf die Stoffwechsellage auswirkt. PCOS-Patientinnen haben ein erhöhtes Risiko für eine Insulinresistenz, erhöhte Blutfettwerte und damit einhergehend auch Übergewicht. Es gibt eine Reihe von Medikamenten, die üblicherweise bei PCOS eingesetzt werden können. Dazu zählen orale Kontrazeptiva, sogenannte Insulin-Sensitizer und Anti-Androgene, die jeweils allein oder in Kombination gegeben werden können, um Aspekte von PCOS zu behandeln, die nicht in Zusammenhang mit der Fruchtbarkeit stehen. Allerdings ist das Risiko-Benefit-Profil der Behandlungen häufig nicht gut geklärt.
Was bringen einzelne Wirkstoffklassen bei PCOS?
Die vorliegende Studie untersuchte Effekte verschiedener bei PCOS eingesetzter Medikationen und verglich ihre Risiko-Benefit-Profile. Dazu ermittelten die Wissenschaftler randomisiert-kontrollierte Studien aus den medizin-wissenschaftlichen Datenbanken PubMed und Embase mit Veröffentlichungsdaten bis 14. März 2022. Die Autoren führten eine modellbasierte Metaanalyse durch, um das zeitliche Wirkungsprofil der Medikamente zu untersuchen. Effektgrößen wurden anhand der maximalen prozentualen Veränderung im jeweiligen Symptom (Emax) verglichen, den zeitlichen Verlauf der Wirkung untersuchten die Wissenschaftler anhand der Zeit, innerhalb derer die Behandlung 50 % des maximalen Effekts erreichte (T50). Vorrangig betrachteten die Autoren Verbesserungen des Menstruationszyklus, des Hirsutismus-Scores, im männlichen Hormonspiegel (free androgen index, FAI), Körpergewicht anhand des BMI (body mass index), der Insulin-Empfindlichkeit und des Lipidprofils.Metaanalyse über 200 Studien mit 9 685 Patientinnen und 385 Behandlungsarmen
Insgesamt konnten 200 Studien mit zusammen 9 685 Patienten und 385 Behandlungsarmen zur Modellierung genutzt werden. Orale Kontrazeptiva verbesserten mehrere Aspekte des PCOS deutlich:- Menstruation: Emax: 149 %; T50: 7,44 Wochen
- Hirsutismus-Score: Emax: 66,2 %; T50: 26,2 Wochen
- FAI: Emax: 75,7 %; T50: 0,51 Wochen
- Reduktion Hirsutismus-Score
- Anti-Androgene: Emax: 40,2 % vs. Orale Kontrazeptiva: 66,2 %
- Reduktion Freier Androgen-Index:
- Anti-Androgene: Emax: 34,5 % vs. Orale Kontrazeptiva: 75,7 %
Kombinationen können vorteilhaft sein, langfristige Studien nötig
Die Analyse zeigte somit unterschiedliche Wirkprofile verschiedener typischer Medikationen bei PCOS. Das langfristige Risiko-Wirkungsprofil sei jedoch bislang nicht gut dokumentiert und untersucht, betonen die Autoren und fordern mehr Forschung.© Alle Rechte: HealthCom