COPD-Exazerbationen: Reicht eine kürzere Behandlung mit Kortison?
Original Titel:
Are shorter courses of systemic steroids as effective as conventional longer courses in the treatment of patients with flare‐ups of COPD?
MedWiss – Kommt es bei der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) zu einem Krankheitsschub, sprechen Ärzte von einer Exazerbation. Dabei verschlechtern sich die bestehenden Symptome akut enorm, und neue Symptome können hinzukommen. Exazerbationen werden oft durch Infektionen ausgelöst. Während einer Exazerbation sind zusätzliche Behandlungsmaßnahmen nötig, wie z. B. die Gabe von Antibiotika bei bestimmten Infektionen. Auch ein Krankenhausaufenthalt kann nötig sein.
Ein wichtiger Bestandteil der Behandlung von Exazerbationen ist die Gabe von Kortisonpräparaten. Damit soll die Immunabwehr gezügelt und die Entzündung der Atemwege so gemildert werden. Meistens dauert die Behandlung mit Kortison sieben bis 14 Tage. Das Kortison wird dabei als Tablette oder Spritze verabreicht. Im Gegensatz zur Inhalation von Kortison entfalten diese Präparate ihre Wirkung im ganzen Körper, sie wirken also systemisch. Diese Anwendung kann auf Dauer zu Nebenwirkungen führen. Dazu gehören Osteoporose, Überzuckerung und Muskelschwäche. Eine kürzere Behandlungsdauer könnte diese Nebenwirkungen seltener machen.
Forscher haben daher Studienergebnisse zur Behandlung von COPD-Exazerbationen mit Kortison ausgewertet. Sie wollten herausfinden, ob eine kürzere Behandlungsdauer genauso gut half, wie eine längere Behandlungsdauer. Insgesamt fanden die Forscher acht geeignete Studien. Darin wurden insgesamt 582 COPD-Patienten untersucht, die wegen einer Exazerbation im Krankenhaus behandelt werden mussten.
Wenig Unterschiede zwischen den Behandlungsdauern
In den Studien wurde die Wirksamkeit von Kortison als Tablette oder Spritze für sieben Tage oder weniger mit längeren Behandlungen vergleichen. Bei der Auswertung der Studienergebnisse fanden die forscher keine Unterschiede zwischen den beiden Behandlungsdauern. Bei Patienten, die sieben Tage oder kürzer mit Kortison behandelt wurden, schlug die Behandlung im Schnitt genauso oft an, wie bei einer längeren Behandlungsdauer. Auch die Dauer bis zum nächsten Krankheitsschub war nicht länger bei der kürzeren Behandlung. Am Ende der Behandlungen war außerdem im Durchschnitt kein Unterschied bei der Lungenfunktion der Patienten und der Dauer des Krankenhausaufenthalts festzustellen. Es kam außerdem nicht zu mehr Todesfällen, aber auch Nebenwirkungen waren mit der kürzeren Behandlungsdauer nicht unbedingt seltener.
Zur Lebensqualität der Patienten konnten die Forscher leider keine Aussage machen, da diese nur in einer der ausgewerteten Studien berücksichtigt wurde. Die Studien, die in die Auswertung eingeflossen waren, bewerteten die Forscher als gut und von mittlerer Qualität. Es waren ihnen in der Analyse doch Ungenauigkeiten aufgefallen. Die untersuchten Patienten waren meist Ende 60 und hatten schwere bis sehr schwere COPD-Symptome.
Kürzere Behandlung könnte in den meisten Fällen ausreichen – weitere Forschung nötig
Aus den Studienergebnissen schließen die Forscher, dass eine kürzere Behandlungsdauer mit Kortison von etwa 5 Tagen vermutlich in den meisten Fällen ausreichend sein könnte. Die Auswertung der Studienergebnisse legt laut ihnen nahe, dass es eher unwahrscheinlich ist, dass eine kürzere Behandlungsdauer zu schlechteren Ergebnissen führt als eine längere Behandlung von sieben Tagen und mehr. Weitere Studien, auch mit Patienten mit milderen Symptomen, seien aber nötig, um mehr Gewissheit über kürzere Kortisonbehandlungen bei Exazerbationen von COPD-Patienten zu erlangen.
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