GLP1-Rezeptoragonisten beeinflussen nicht nur Stoffwechsel positiv bei PCOS

Original Titel:
Effects of GLP1RAs on pregnancy rate and menstrual cyclicity in women with polycystic ovary syndrome: a meta-analysis and systematic review

 
Kurz & fundiert
  • Können GLP1-Rezeptoragonisten positiv auf Hormone und Schwangerschaft bei PCOS wirken?
  • Systematischer Review mit Metaanalyse
  • 11 randomisiert-kontrollierte Studien mit 840 Patientinnen
  • Höhere natürliche Schwangerschaftsrate mit GLP1-Rezeptoragonisten
  • Verbesserung von Insulinresistenz, anthropometrischen Maße und Gesamttestosteron
  MedWiss GLP1-Rezeptoragonisten konnten Aspekte wie die natürliche Schwangerschaftsrate und Zyklus-Regelmäßigkeit, BMI und Insulinresistenz bei PCOS positiv beeinflussen, zeigte eine Metaanalyse über 11 randomisiert-kontrollierte Studien. In Bezug auf den Androgenindex und freies Testosteron war die Behandlung Metformin jedoch nicht überlegen.
Frauen mit dem polyzystischen Ovarialsyndrom (PCOS) weisen häufig zystische Veränderungen der Ovarien auf, zudem stehen auch hormonelle Veränderungen oft mit einem unerfüllten Kinderwunsch in Zusammenhang. Meist ist zudem der Glukosestoffwechsel betroffen, mit erhöhtem Blutzuckerspiegel und Insulinresistenz. Damit einhergehend kann Übergewicht vorliegen. Neue Wirkstoffe, die GLP1-Rezeptoragonisten (Glucagon-like peptide 1 receptor agonists), haben sich als sehr effektiv bei Diabetes und Adipositas erwiesen. Ob solche Medikamente auch einen positiven Einfluss auf Schwangerschaftsrate, Menstruationszyklus, Gewicht und Hormonspiegel bei Frauen mit PCOS haben können, ermittelte nun ein systematischer Review mit Metaanalyse.

Können GLP1-Rezeptoragonisten positiv auf Hormone und Schwangerschaft bei PCOS wirken?

Die Autoren führten eine systematische Recherche in den medizin-wissenschaftlichen Datenbanken PubMed, EMBASE, Cochrane Library und Web of Science nach randomisiert-kontrollierten Studien mit Veröffentlichung bis September 2022 durch. Effekte einer Behandlung mit GLP1-Rezeptoragonisten bei Frauen mit PCOS wurden anhand von Mittelwertdifferenzen (MD) sowie Risk ratio (RR) betrachtet.

Systematischer Review mit Metaanalyse über 11 randomisiert-kontrollierte Studien mit 840 Patientinnen

Die Metaanalyse umfasste 11 randomisiert-kontrollierte Studien mit zusammen 840 Patientinnen. Die Behandlungsgruppe mit GLP1-Rezeptoragonisten umfasste 469 Frauen, die Kontrollgruppe bestand aus 371 Frauen. Die Behandlung mit GLP1-Rezeptoragonisten war mit Verbesserungen der natürlichen Schwangerschaftsrate sowie verbesserter Regelmäßigkeit des Monatszyklus assoziiert.
  • Natürliche Schwangerschaftsrate: Risk ratio, RR: 1,72; 95 % Konfidenzintervall, KI: 1,22 – 2,43; p = 0,002
  • Regelmäßiger Zyklus: Mittelwertdifferenz, MD: 1,72; 95 % KI: 0,60 – 2,85; p < 0,001
Jedoch konnten keine statistisch signifikanten Unterschiede in der Gesamtschwangerschaftsrate oder Schwangerschaftsrate mittels künstlicher Befruchtung (IVF) zwischen Behandlungs- und Kontrollgruppe festgestellt werden.

Höhere natürliche Schwangerschaftsrate mit GLP1-Rezeptoragonisten

Die Behandlungsgruppe erreichte größere Verbesserungen in der Insulinresistenz (HOMA-IR) als die Kontrollgruppe. Zudem war die Behandlung mit GLP1-Rezeptoragonisten mit Verbesserungen im BMI, dem Hüftumfang, dem Sexualhormon-bindenden Globulin (SHBG) und im Gesamttestosteron-Spiegel verglichen zur Kontrollgruppe assoziiert. In Studien in Europa konnte darüber hinaus eine Abnahme im Gesamt-Körperfett gesehen werden. Die Behandlung mit GLP1-Rezeptoragonisten in Monotherapie war einer Behandlung mit Metformin mit Blick auf freies Testosteron, Dehydroepiandrosteron (DHEA) und den freien Androgenindex nicht überlegen.

Verbesserung von Insulinresistenz, anthropometrische Maße und Gesamttestosteron

Die Autoren schließen, dass eine Behandlung mit GLP1-Rezeptoragonisten mehrere Aspekte von PCOS positiv beeinflussen kann. Patientinnen profitierten von einer höheren natürlichen Schwangerschaftsrate und Zyklus-Regelmäßigkeit. Die absolute Schwangerschaftsrate war hingegen nicht signifikant unterschiedlich zwischen Behandlungs- und Kontrollgruppen. Eine behandlungsbedingt höhere Empfindlichkeit gegenüber Insulin ging zudem mit Verbesserungen der Körpermaße und Hormonspiegel bei Frauen mit PCOS einher. Die Behandlung war jedoch in Effekten auf manche Androgen-Spiegel der Behandlung mit Metformin nicht überlegen.

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