Chemotherapie mit Cabazitaxel – Wöchentlich mit geringerer Dosis oder alle drei Wochen mit höherer Dosis?
Original Titel:
Weekly versus 3-weekly cabazitaxel for the treatment of castration-resistant prostate cancer: A randomised phase II trial (ConCab)
MedWiss – Cabazitaxel ist ein Wirkstoff, der bei Prostatakrebs im Rahmen einer Chemotherapie zum Einsatz kommt. Da die Chemotherapie häufig mit starken Nebenwirkungen verbunden ist, untersuchten Wissenschaftler in der vorliegenden Studie, ob ein anderes Anwendungsschema besser verträglich ist. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass eine wöchentliche Behandlung in geringerer Dosis zwar möglich ist, jedoch keine deutlichen Vorteile gegenüber der üblichen Behandlung alle drei Wochen bietet.
Patienten, bei denen der Prostatakrebs bereits in andere Körperregionen gestreut hat (Metastasen gebildet hat), werden mit Therapien behandelt, die auf den gesamten Körper wirken. Eine solche Therapie ist die Chemotherapie. Hier wird mit Hilfe von sogenannten Zytostatika das Zellwachstum gehemmt. Ein relatives neues Zytostatikum, das für die Behandlung von metastasiertem Prostatakrebs zugelassen ist, ist Cabazitaxel. Wie alle Chemotherapien kann auch die Chemotherapie mit Cabazitaxel zu erheblichen Nebenwirkungen führen, was nicht selten dazu führt, dass die Behandlung verzögert, reduziert oder gar abgebrochen werden muss. Es wäre daher erstrebenswert, Methoden zu identifizieren, die die Chemotherapie mit Cabazitaxel verträglicher machen.
Macht eine andere Behandlungsstrategie eine höhere Gesamtdosis an Cabazitaxel möglich?
Dies dachten sich auch Wissenschaftler aus Schweden und Norwegen. Sie hatten die Idee, dass möglicherweise eine geringere Dosis an Cabazitaxel, die entsprechend häufiger angewandt wird, zu weniger Nebenwirkungen und folglich zu einer höheren Gesamtdosis führen könnte, da die Therapie dann seltener abgebrochen werden müsste. Um diese Theorie zu überprüfen untersuchten die Wissenschaftler 101 Patienten mit metastasiertem Prostatakrebs. Diese wurden in verschiedenen Kliniken behandelt. Sie bekamen entweder alle drei Wochen 25 mg/m2 Cabazitaxel oder wöchentlich 10 mg/m2 des gleichen Wirkstoffes (5 von 6 Wochen).
Beide Behandlungsstrategien schienen gleichermaßen wirksam zu sein
Entgegen der Hoffnungen der Autoren erhöhten die wöchentlichen Sitzungen im Vergleich zu Sitzungen, die alle drei Wochen stattfanden, nicht die Gesamtdosis an Cabazitaxel nach 18 Wochen. Auffällig war jedoch, dass die Patienten die Therapie aufgrund von Unverträglichkeiten häufiger abbrachen, wenn sie wöchentlich statt alle drei Wochen Cabazitaxel bekamen. Was die Lebenszeit ohne Fortschreiten der Erkrankung (Behandlungen wöchentlich: 6,4 Monate, Behandlungen alle drei Wochen: 6,0 Monate) und die allgemeine Lebenszeit (Behandlungen wöchentlich: 15,6 Monate, Behandlungen alle drei Wochen: 14,6 Monate) anging, so konnten keine nennenswerten Unterschiede zwischen den beiden Behandlungsgruppen festgestellt werden. Die beobachteten Unterschiede waren laut statistischen Analysen womöglich zufallsbedingt und konnten nicht auf die jeweilige Behandlungsmethode zurückgeführt werden. Ähnlich verhielt es sich bei der Senkung des PSA (prostataspezifisches Antigen)-Wertes um mindestens 50 %. Dieser PSA-Abfall konnte bei 52 % der Patienten, die alle drei Wochen Cabazitaxel bekamen, und bei 46 % der Patienten, die diesen Wirkstoff wöchentlich erhielten, erreicht werden.
Nebenwirkungen der verschiedenen Behandlungsstrategien
Unterschiede zwischen den beiden Vorgehensweisen konnten jedoch hinsichtlich bestimmter Nebenwirkungen beobachtet werden. Patienten, die nur alle 3 Wochen dafür aber eine höhere Dosis Cabazitaxel bekamen, litten häufiger unter einem drastischen Abfall bestimmter spezialisierter Immunzellen und Fieber (febrile Neutropenie) als die Patienten der anderen Behandlungsgruppe (Behandlungen wöchentlich: 1 Fall vs. Behandlungen alle drei Wochen: 10 Fälle). Einer der 10 Fälle bei den Patienten mit den höheren Cabazitaxel-Einzeldosen (alle drei Wochen) endete tragischerweise tödlich. Es gab jedoch auch Nebenwirkungen, die bei den wöchentlichen Anwendungen häufiger waren – und zwar milde Hämaturie (Blut im Urin) (Behandlungen wöchentlich: 15 Fälle vs. Behandlungen alle drei Wochen: 5 Fälle). Außerdem litten drei Patienten, die wöchentlich behandelt wurden, unter Entzündungen des Harnleiters – eine Nebenwirkung, die bisher noch nicht für Cabazitaxel beschrieben wurde.
Wenn Cabazitaxel wöchentlich, dafür jedoch in geringeren Dosen verabreicht wurde, traten zwar weniger febrile Neutropenien auf, die Gesamtdosis an Cabazitaxel konnte durch diese andere Vorgehensweise im Vergleich zur Standardtherapie jedoch nicht erhöht werden. Somit ist die wöchentliche Behandlung möglich, bietet jedoch keine deutlichen Vorteile gegenüber den Behandlungen alle drei Wochen. Generell konnten diese Studienergebnisse jedoch zeigen, dass Cabazitaxel – egal mit welcher Behandlungsstrategie – gute Erfolge bei der Behandlung von Patienten mit metastasiertem Prostatakrebs erzielen kann. Das äußerte sich dadurch, dass die Krankheit unter der Behandlung einige Monate lang nicht weiter fortschritt und dass bei etwa der Hälfte der Patienten der PSA-Wert um mindestens 50 % reduziert werden konnte. Trotzdem sind weitere Studien wünschenswert, die erforschen, unter welchen Bedingungen die Chemotherapie mit Cabazitaxel besser vertragen werden kann.
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