Neue Option für die Migräneprophylaxe: das Antiepileptikum Levetiracetam könnte zumindest bei episodischer Migräne helfen

Original Titel:
Efficacy and safety of levetiracetam for migraine prophylaxis : A systematic review

Zusammenfassend deuten die Studien der letzten Jahrzehnte auf gute Wirksamkeit des Antiepileptikums Levetiracetam zur Behandlung von Migräne. Die Wirksamkeit konnte bisher vor allem bei episodischer Migräne, nicht aber bei der Behandlung chronischer Migräne überzeugen. Allgemein scheint das Medikament gut verträglich zu sein und stellt damit eine weitere Option zur Prophylaxebehandlung bei häufigen Migräneanfällen dar. Weitere klinische Studien sollten nun auch zur Behandlung von chronischer Migräne durchgeführt werden.


Eine medikamentöse Behandlung zur Vorbeugung von Migräne, also eine Prophylaxetherapie, ist angebracht, wenn Patienten mindestens 6 Kopfschmerztage im Monat haben. Bei starker Beeinträchtigung durch die Migräne (typischerweise mit dem MIDAS-Fragebogen ermittelt) kann eine solche Behandlung aber auch schon mit 3 oder 4 Kopfschmerztagen sinnvoll sein. Die aktuellen Behandlungsleitlinien in Deutschland sehen eine Prophylaxe abhängig von der Einschränkung der Lebensqualität vor. Zu solchen Prophylaxemedikamenten zählen beispielsweise Betablocker. Auch Antiepileptika können verschrieben werden. Besonders oft erhalten Patienten das antiepileptische Topiramat. Levetiracetam ist auch ein antiepileptisches Medikament, das zur Migräneprophylaxe dienen könnte. Dr. Watkins und Kollegen vom US-amerikanischen Durham VA Health Care System ermittelten nun in einer Übersichtsstudie über Untersuchungen der letzten Jahrzehnte, wie sicher und wirksam Levetiracetam zur Migräneprophylaxe ist.

Kann auch das Antiepileptikum Levetiracetam Migräne vorbeugen?

Dazu führten sie eine systematische Suche in den medizinwissenschaftlichen Datenbanken Medline, Embase (beide zwischen 1947 und August 2017) and Pubmed zur Migräne, ihrer Behandlung und den Wirkstoffnamen Etiracetam und Levetiracetam durch. Bei ihrer Analyse schlossen sie unter anderem reine Tierstudien und Fallstudien (in denen einzelne Patienten beschrieben wurden) aus.

Übersichtsstudie: wie wirksam und sicher ist Levetiracetam

11 Studien wurden gefunden und zur Analyse herangezogen. Zwei dieser Veröffentlichungen betrachteten frühere Behandlungen und Studien rückblickend, vier waren Arzneimittelstudien, in denen der Wirkstoff mit einem Placebo oder einer wirksamen Kontrollsubstanz verglichen wurde, und die übrigen fünf waren sogenannte open-label Studien, in denen die Patienten also wussten, dass sie mit dem Medikament Levetiracetam behandelt wurden. Alle Studien fanden eine klar messbare Wirkung des Medikaments bei episodischer Migräne. So zeigten alle, dass die Kopfschmerzhäufigkeit pro Monat im Vergleich zu einem Messzeitpunkt vor der Vorbehandlung oder im Vergleich zu einem Scheinmedikament sank. Bei Patienten mit episodischer Migräne führte dies zu zwischen 3 und 11 weniger Kopfschmerztagen pro Monat. Je nach Studie hatten zwischen 57,9 % und 100 % dieser Patienten mindestens eine Halbierung der Kopfschmerzhäufigkeit mit Hilfe des Medikaments, im Vergleich zum Monat vor der Behandlung. Bei chronischer Migräne zeigte sich allerdings keine durchgehend überzeugende Wirksamkeit. Zu den häufigsten unerwünschten Effekten der Behandlung gehörten Schläfrigkeit und Schwindel. Typischerweise führten diese Effekte aber nicht zum Abbruch der Behandlung.

Wirksam bei episodischer Migräne und gut verträglich

Zusammenfassend deuten die Studien der letzten Jahrzehnte auf gute Wirksamkeit des Antiepileptikums Levetiracetam zur Behandlung von Migräne. Die Wirksamkeit konnte bisher vor allem bei episodischer Migräne, nicht aber bei der Behandlung chronischer Migräne überzeugen. Allgemein scheint das Medikament gut verträglich zu sein und stellt damit eine weitere Option zur Prophylaxebehandlung bei häufigen Migräneanfällen dar. Weitere klinische Studien sollten nun auch zur Behandlung von chronischer Migräne durchgeführt werden.

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