Cholesterin senken mit chinesischem Arzneimittel plus niedrig dosiertem Statin statt mit hochdosiertem Statin – ähnliche Wirksamkeit mit weniger Nebenwirkungen
Original Titel:
Efficacy and safety of Zhibitai in combination with atorvastatin for lipid lowering in patients with coronary heart disease
Zu hohe Cholesterinwerte zu senken, ist ein wichtig Ziel bei der Behandlung einer koronaren Herzkrankheit (KHK) und bei deren Vorbeugung. In der Regel werden hierzu Statine eingesetzt, die jedoch mit Nebenwirkungen verbunden sein können. Chinesische Wissenschaftler zeigten, dass mit dem chinesischen Arzneimittel Zhibitai die Statin-Konzentration reduziert werden konnte, ohne dass die Therapie an Wirkung verlor. Dies führte dazu, dass Nebenwirkungen der Statin-Therapie reduziert werden konnten.
Hohe Cholesterinwerte erhöhen das Risiko, an der koronaren Herzkrankheit (KHK) zu erkranken. Und auch bei bereits bestehender Erkrankung wirken sich zu hohe Cholesterinwerte negativ auf den Krankheitsverlauf aus. Daher ist sowohl für die Prävention als auch für die Behandlung der KHK wichtig, die erhöhten Cholesterinwerte zu senken. Dies gilt vor allem für das LDL (low density lipoprotein) -Cholesterin, welches allgemein auch als „schlechtes“ Cholesterin bezeichnet wird. Das LDL ist nämlich ein Protein, welches für den Transport von Cholesterin von dem Produktionsort zum Gewebe verantwortlich ist. Dem gegenüber steht das HDL (high density lipoprotein)-Cholesterin, das „gute“ Cholesterin. Das HDL sorgt dafür, dass das Cholesterin wieder vom Gewebe abtransportiert wird. Um das LDL-Cholesterin zu senken, werden Statine eingesetzt. Atorvastatin ist beispielsweise ein solches Statin, welches jedoch nicht frei von Nebenwirkungen ist. Wissenschaftler aus China fragten sich, ob sie mithilfe von Zhibitai die Wirkstoffmenge von Atorvastatin und somit zugleich dessen Nebenwirkungen reduzieren können, ohne dass die Wirksamkeit eingebüßt wird. Zhibitai wird in der chinesischen Medizin zur Senkung des Cholesterins eingesetzt. Es besteht im Wesentliches aus vier Bestandteilen: Weißdorn, Speichelkrautwurzelstock, Orient-Froschlöffelwurzelstock und Rotschimmelreisextrakt. Zhibitai soll allgemein gut verträglich sein und nur selten zu unerwünschten Nebenwirkungen führen.
Patienten wurden entweder mit hochdosiertem Atorvastatin oder mit Zhibitai plus Atorvastatin in geringerer Dosis behandelt
Um dies herauszufinden, untersuchten die Wissenschaftler 710 Patienten mit KHK oder einem erhöhten Risiko für diese Erkrankung. Die Patienten wurden zufällig zwei verschiedenen Gruppen zugewiesen. Während die eine Gruppe zweimal täglich 480 mg Zhibitai plus einmal täglich 10 mg Atorvastatin bekam (353 Patienten), wurde die andere Gruppe nur mit Atorvastatin behandelt, dafür aber mit einer höheren Dosis (täglich 40 mg; 357 Patienten). Weder die Patienten noch die behandelnden Ärzte oder Pfleger wussten, wer das chinesische Medikament bekam und wer nicht. Um die Wirksamkeit beider Therapien feststellen und vergleichen zu können, sammelten die Wissenschaftler regelmäßig Blutproben von den Patienten – und zwar zu Beginn der Behandlung und 4 Wochen und 8 Wochen nach Therapiebeginn. Mit Hilfe der Blutproben wurden die Blutfettwerte bestimmt. Dazu zählten der Gesamtcholesterinwert, der Triglycerid-Wert, der LDL-Cholesterinwert und der HDL-Cholesterinwert. Neben der Wirksamkeit wurde auch die Sicherheit untersucht. Zu diesem Zweck wurde sowohl die Leberfunktion als auch die Nierenfunktion bestimmt, körperliche Untersuchungen durchgeführt und alle unerwünschten Ereignisse, die während der Behandlung auftraten, notiert.
Allgemein war Zhibitai zusammen mit niedrig dosiertem Atorvastatin genauso wirksam wie hochdosiertes Atorvastatin
Die Untersuchung der Blutproben ergab, dass sowohl das Gesamtcholesterin als auch das Triglycerid als auch das LDL-Cholesterin durch beide Behandlungsmethoden gesenkt werden konnten. Im Gegensatz dazu konnte durch beide Therapien das HDL-Cholesterin erhöht werden. Dies war sowohl nach 4 Wochen als auch nach 8 Wochen nach Behandlungsbeginn der Fall. Zwischen den beiden Behandlungsgruppen konnte diesbezüglich kein Unterschied festgestellt werden. Die Behandlung mit Zhibitai und niedrig dosiertem Atorvastatin schien somit eine genauso gute Wirkung auf die Blutfette zu haben wie hochdosiertes Atorvastatin.
Bei bestimmten Patientengruppen war die Kombination aus Zhibitai und Atorvastatin wirksamer als Atorvastatin alleine
Die Wissenschaftler identifizierten bestimmte Patientengruppen, bei denen die Kombinationstherapie größere Erfolge erzielte als die alleinige Atorvastatin-Therapie. Zu diesen Patienten zählten diejenigen, die hohe Triglycerid-Werte aufwiesen (mehr als 203,72 mg/dl). Bei diesen Patienten konnte die Kombinationstherapie die Triglycerid-Werte nach acht Wochen stärker senken als Atorvastatin alleine. Ähnlich sah das bei den Patienten mit zu hohen LDL-Cholesterinwerten aus (mehr als 131,48 mg/dl). Vier Wochen nach Therapiestart hatten diese Patienten einen niedrigeren Cholesterinwert, wenn sie zusätzlich zu Atorvastatin mit Zhibitai behandelt wurden. Acht Wochen nach der Behandlung war dieser Unterschied jedoch nicht mehr vorhanden.
Weniger Nebenwirkungen bei der Kombinationstherapie
Unterschiede zwischen den beiden Behandlungsmethoden gab es auch hinsichtlich der Verträglichkeit. So traten innerhalb der acht Wochen Funktionsstörungen der Leber, Kopfschmerzen und auch Magen-Darm-Unverträglichkeiten bei der Kombinationstherapie mit niedrig dosiertem Atorvastatin seltener auf als bei der Behandlung mit hochdosierten Atorvastatin alleine. Keine Unterschiede konnten hingegen bei der Nierenfunktion, Muskelerkrankungen und anderen unerwünschten Ereignissen festgestellt werden. Insgesamt schien somit die die Kombinationstherapie verträglicher zu sein als das hochdosierte Atorvastatin alleine.
Insgesamt schien Zhibitai in Kombination mit niedrig dosiertem Atorvastatin hinsichtlich der Blutfettwerte genauso wirksam zu sein wie hochdosiertes Atorvastatin. Patienten mit hohen Triglycerid-Werten und hohen LDL-Cholesterinwerten schienen von der Kombinationstherapie sogar stärker zu profitieren als von Atorvastatin alleine. Ein Vorteil der Kombinationstherapie konnte auch hinsichtlich der Nebenwirkungen beobachtet werden. Einige traten während dieser Therapie nämlich seltener auf als bei der Verwendung von hochdosiertem Atorvastatin. Es ist jedoch anzumerken, dass es sich hier um eine kurze, nur acht Wochen andauernde Studie handelt. Länger andauernde Studie, die zusätzlich untersuchen und vergleichen, wie sich die beiden Behandlungsmethoden auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit auswirken, sind somit nötig, um diese Ergebnisse auch auf lange Sicht zu bestätigen.
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