Starke Ruhelosigkeit: häufige Nebenwirkung der Behandlung von Übelkeit bei der Chemotherapie
Original Titel:
Incidence of antiemetic-induced akathisia in patients at a comprehensive cancer center
Forscher fanden heraus, dass fast einer von zwanzig Patienten, die Medikamente gegen Übelkeit infolge einer Chemotherapie eingenommen hatten, eine starke Bewegungsunruhe entwickelte. Betroffene sollten solche Symptome der Unruhe und Zappeligkeit oder Ängste frühzeitig dem behandelnden Arzt mitteilen. Auch Ärzte sollten ein stärkeres Bewusstsein für diese mögliche Nebenwirkung entwickeln, um so die Behandlung der Patienten rasch verbessern zu können.
Akathisie, starke Rastlosigkeit oder Ruhelosigkeit, ist eine typische Nebenwirkung mancher Medikamente für psychiatrische Erkrankungen. Dazu gehören beispielsweise Neuroleptika gegen starke Depressionen, Manien oder Schizophrenie. Solche Mittel werden aber auch Krebs-Patienten gegeben – sie wirken nämlich auch gut gegen Übelkeit, eine häufige Nebenwirkung vieler Chemotherapie-Medikamente. Akathisie ist daher bei Krebspatienten eine zu erwartende Nebenwirkung, wird aber häufig nicht als solche erkannt.
Ältere Fallstudie: Brustkrebspatientin mit Unruhe und Depression
Dabei ist nicht nur die Ruhelosigkeit selbst für die Patienten belastend. Sie kann auch selbst zu Folgeerkrankungen führen. Dr. Inoue und Kollegen der Hokkaido University Graduate School of Medicine in Japan berichteten beispielsweise (2010 in The primary care companion for CNS disorders, Journal of clinical psychiatry erschienen) von einer Patientin, die eine schwere Depression als Folge der Akathisie erlitt. Die Patientin war im Rahmen ihrer Brustkrebsbehandlung mit Mitteln gegen Übelkeit (Prochlorperazin) behandelt worden. Nach einer Dosissteigerung litt sie plötzlich unter einer starken Unruhe und Ängsten. Sie begann rastlos hin und her zu wandern, konnte nicht mehr schlafen und verlor ihren Appetit. Die Belastung durch die Ruhelosigkeit steigerte sich zu einer depressiven Phase, in der sie sogar Suizidgedanken hatte. Die Patientin hatte keine psychiatrische Vorgeschichte und bisher keine depressiven oder manischen Symptome gehabt. Nach Absetzen des Prochlorperazin und begleitender Psychotherapie verbesserten sich innerhalb einer Woche die Symptome der Unruhe sowie die Depression.
Unruhe, Rastlosigkeit und Depressionen können unerwartete Ursachen haben
Eine neuere Studie ging nun gezielt der Frage nach, wie häufig Patienten mit einer Krebserkrankung von dem Problem der Akathisie betroffen sind. Dazu sichteten Forscher des University of Texas MD Anderson Cancer Center (USA) unter Leitung der Psychiaterin Prof. Rashid die medizinischen Aufzeichnungen des umfassenden Krebsbehandlungszentrums über einen Zeitraum von 4 Jahren. Aus den Daten ermittelten sie Patienten mit einer Akathisie-Diagnose und Medikamente, die diese Symptome ausgelöst haben könnten.
Akathisie durch Medikamente gegen Chemotherapie-Nebenwirkung?
Die Forscher fanden heraus, dass 4,7 % der Patienten, die Medikamente gegen die Übelkeit infolge einer Chemotherapie eingenommen hatten, eine Akathisie entwickelten. Ein frühes Erkennen und Behandeln der Akathisie führte typischerweise zur schnellen Auflösung der Symptome. Den Behandlungsdaten zufolge konnte demnach den Patienten mit dieser belastenden Nebenwirkung einfach geholfen werden.
Unruhe-Nebenwirkung der Übelkeitsbehandlung – schnell erkannt, schnell gebannt
Die Forscher stellten somit fest, dass fast einer von zwanzig Patienten, die Medikamente gegen Übelkeit infolge einer Chemotherapie eingenommen hatten, eine starke Bewegungsunruhe entwickelte. Betroffene sollten solche Symptome der Unruhe und Zappeligkeit oder Ängste frühzeitig dem behandelnden Arzt mitteilen. Auch Ärzte sollten ein stärkeres Bewusstsein für diese mögliche Nebenwirkung entwickeln, um so die Behandlung der Patienten rasch verbessern zu können.
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