Kognitive Verhaltenstherapie für Schlaf und Blutzuckerspiegel

Original Titel:
The effect of cognitive behavioral therapy for insomnia on sleep and glycemic outcomes in people with type 2 diabetes: A randomized controlled trial

 
Kurz & fundiert
  • Schlaflosigkeit bei Typ-2-Diabetes mit kognitiver Verhaltenstherapie verbessern?
  • Randomisierte, kontrollierte Studie aus den Niederlanden
  • 29 Teilnehmer in der Interventionsgruppe, 28 in der Kontrollgruppe
  • Keine signifikanten Unterschiede in glykämischer Kontrolle und metabolischen Ergebnissen über alle Teilnehmer
  • Signifikante Abnahme der Insomnie- und Depressionssymptome, Zunahme des BMI
  • Per-Protokoll-Analyse: Keine statistisch signifikanten Unterschiede in HbA1c und Glukose, signifikante Abnahme der Insomnie- und Depressionssymptome
  MedWiss Eine randomisierte, kontrollierte Studie aus den Niederlanden konnte zeigen, dass die kognitive Verhaltenstherapie eine vielversprechende Methode zur Verbesserung von Schlaf- und Stimmungsstörungen bei Menschen mit Typ-2-Diabetes sein könnte. Die Effekte auf die Blutzuckerkontrolle waren nicht signifikant.
Schlaflosigkeit (Insomnie) wurde kürzlich als Risikofaktor für eine schlechte Blutzuckerkontrolle bei Menschen mit Typ-2-Diabetes identifiziert. Niederländische Wissenschaftler haben nun untersucht, ob eine kognitive Verhaltenstherapie gegen Insomnie (KVT-I) die glykämische und metabolische Kontrolle, die Stimmung, Lebensqualität und den Schlaf bei Menschen mit Typ-2-Diabetes verbessern kann. Die Therapie wurde online durchgeführt.

Schlafprobleme Risiko für Blutzuckerkontrolle – Hilft kognitive Verhaltenstherapie?

Erwachsene mit Typ-2-Diabetes und Insomniesymptomen wurden zufällig einer KVT-I oder einer Standardbehandlung zugewiesen. Primäre Ergebnisse der Studie waren der Langzeitblutzuckerwert HbA1c und die glykämische Kontrolle. Metabolische Ergebnisse, Schlaf, Stimmung und die Lebensqualität waren sekundäre Ergebnisse. Mit Hilfe einer Regressionsanalyse ermittelten die Wissenschaftler, welche der Therapieansätze einen größeren Effekt auf verschieden Behandlungsergebnisse hatte (β-Gewicht). In einer Intention-to-Treat-Analyse betrachteten die Autoren sämtliche randomisierten Teilnehmer, in einer Per-Protokoll-Analyse wurden die Teilnehmer analysiert, die mindestens an 3 Behandlungssitzungen teilnahmen.

Randomisiert-kontrollierte Studie: Kognitive Verhaltenstherapie vs. Standardbehandlung bei Typ-2-Diabetes

Es wurden 29 Teilnehmer der kognitiven Insomnie-Verhaltenstherapie und 28 Teilnehmer der Standardbehandlung zugeteilt. Nur die Hälfte der Teilnehmer beendeten die Studie. Die Analyse über alle Teilnehmer zeigte keine signifikanten Unterschiede in Bezug auf die glykämische Kontrolle, die Stoffwechselergebnisse, die Stimmung oder die Lebensqualität. Die Schlaflosigkeit (β = −1,37; 95 % Konfidenzintervall, KI: -2,65 – -0,09) und depressive Symptome (β = -0,92; 95% KI: -1,77 – ­­­-0,06) verminderten sich signifikant. Es wurde darüber hinaus ein Anstieg des BMI (0,29 kg/m2; 95 % KI: 0,00 – 0,57) in der Gruppe mit der kognitiven Verhaltenstherapie dokumentiert. Die Analyse über Teilnehmer mit mindestens 3 Behandlungseinheiten zeigte eine statistisch nicht signifikante Abnahme des HbA1c (2,10 mmol/l; 95 % KI: -4,83 – 0,63), des Blutzuckers (0,39 mmol/l; 95 % KI: -1,19 – 0,42), der metabolischen Ergebnisse sowie eine verbesserte Lebensqualität. Darüber hinaus zeigte die Interventionsgruppe allerdings einen signifikanten Rückgang der Schlaflosigkeit (β = -2,22; 95 % KI: -3,65 – -0,78) und der depressiven Symptome (β = -1,18; 95 % KI: -2,17 – -0,19) im Vergleich zur Kontrollgruppe.

Kognitive Verhaltenstherapie verbessert Schlaf und Stimmung

Eine digitale kognitive Insomnie-Verhaltenstherapie könnte demnach Schlaflosigkeit und Stimmung bei Menschen mit Typ-2-Diabetes und Schlaflosigkeitssymptomen verbessern. Verbesserungen der Blutzuckerkontrolle waren hingegen nicht signifikant. Die mangelnde Adhärenz zur Intervention könnte die Effektivität beeinflusst haben, vermuten die Autoren: Die Hälfte der Teilnehmer beendete die Intervention vorzeitig. Weitere Forschung mit größeren Stichproben und längeren Nachbeobachtungszeiträumen ist erforderlich, um die Studienergebnisse zu überprüfen, so das Fazit der Autoren.

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