Adipositas-Therapie: Zusatzbezeichnung Ernährungsmedizin sichert qualifizierte Versorgung
Gemeinsame Stellungnahme von DGEM, BDEM und DAEM
Berlin – Adipositas betrifft rund ein Viertel der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland und führt häufig zu schwerwiegenden Folgeerkrankungen wie Diabetes Typ 2 oder Herz-Kreislauf-Problemen. Eine effektive Behandlung setzt einen multimodalen Therapieansatz voraus, der in jedem Fall eine qualifizierte ernährungsmedizinische Betreuung umfasst. Mit der Zusatz-Weiterbildung „Ernährungsmedizin“ steht Ärztinnen und Ärzten eine umfassende, evidenzbasierte Ausbildung zur Behandlung von Menschen mit Adipositas zur Verfügung. Diese Zusatzbezeichnung deckt alle relevanten Inhalte ab. Zusätzliche Fortbildungen wie etwa zum „Adiposiologe“ oder „Adipologe“ können einen Stellenwert in der allgemeinen ärztlichen Fortbildung haben, seien aber für Ernährungsmedizinerinnen und Ernährungsmediziner weder inhaltlich noch formal erforderlich, betonen die Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin e.V. (DGEM), der Berufsverband Deutscher Ernährungsmedizinerinnen und Ernährungsmediziner e.V. (BDEM) und die Deutsche Akademie für Ernährungsmedizin e.V. (DAEM) in ihrer aktuellen Stellungnahme.
Multimodaler Ansatz für die Behandlung von Adipositas
Adipositas als chronische Erkrankung erfordert eine umfassende Behandlung. „Neben Ernährungstherapie und Bewegung gehören auch psychologische Unterstützung sowie bei Bedarf chirurgische oder medikamentöse Ansätze dazu“, erklärt Dr. med. Gert Bischoff, Präsident der DGEM und Leitender Arzt am Zentrum für Ernährungsmedizin und Prävention – ZEP in München. In Deutschland gibt es ein breites Netzwerk an spezialisierten Ernährungsmedizinerinnen und -medizinern, das durch die Zusatzbezeichnung „Ernährungsmedizin“ qualitätsgesichert ist.
Ernährungsmedizin als Schlüssel zur Adipositas-Therapie
In den vergangenen zwei Jahrzehnten haben rund 10.000 Ärztinnen und Ärzte die Kurse und Ausbildung für die Zusatzbezeichnung Ernährungsmedizin durchlaufen. „Dieses System garantiert eine flächendeckende, sektorenübergreifende Versorgung, die durch die Ärztekammern kontrolliert wird“, betont Dr. med. Klaus Winckler, Präsident des BDEM sowie Internist, Hausarzt und Ernährungsmediziner in der Schwerpunktpraxis für Ernährungsmedizin BDEM am Zoo in Frankfurt/Main. Die Zusatzbezeichnung vermittelt alle wesentlichen Kenntnisse zur Diagnostik, Prävention und Therapie von Adipositas. Zusätzliche Fortbildungen können zwar ergänzend nützlich sein, ersetzen jedoch nicht die umfassende Grundlage, die die Zusatzbezeichnung „Ernährungsmedizin“ bietet.
Ergänzende Fortbildungen: Eine sinnvolle Ergänzung für Nicht-Spezialisierte
Für Ärztinnen und Ärzte, die bisher keine Zusatzbezeichnung „Ernährungsmedizin“ erworben haben, können Fortbildungen im Bereich Adipositas dennoch eine hilfreiche Ergänzung sein. „Die Therapie chronischer Erkrankungen wie Adipositas wird in der universitären Ausbildung sowie in der Facharztausbildung leider oft nur am Rande behandelt“, erklärt Professor Dr. rer. nat. Peter Stehle, Präsident der DAEM und Ernährungsphysiologe aus Bonn. Umso wichtiger sei es, dass durch Weiterbildungen zusätzliche Kompetenzen aufgebaut werden, die insbesondere Hausärztinnen und -ärzte oder nicht spezialisierte Medizinerinnen und Mediziner bei der Versorgung unterstützen können.
Evidenzbasierte Versorgung für eine häufige Krankheit
Adipositas zählt zu den häufigsten chronischen Erkrankungen und betrifft alle gesellschaftlichen Schichten. Die DGEM, der BDEM und die DAEM setzen sich dafür ein, die Versorgungssituation weiter zu verbessern. „Eine spezialisierte flächendeckende Versorgung ist nur durch ein starkes Netzwerk aus qualifizierten Ernährungsmedizinerinnen und -medizinern möglich“, so Bischoff.
Die vollständige Stellungnahme finden Sie unter https://www.dgem.de/sites/default/files/PDFs/Stellungnahmen/BDEM-DAEM-DGEM-mLogo_zu_Adipositas%20und%20Erna%CC%88hrungsmedizin.pdf.
Weitere Informationen:
Neue S3-Leitlinie Prävention und Therapie der Adipositas der Deutschen Adipositas-Gesellschaft e.V. (DAG) mit Beteiligung der DGEM und des BDEM sowie weiterer Fachgesellschaften und Verbände: https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/050-001
Über die Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin e.V. (DGEM):
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin e.V. (DGEM) ist die medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft für Ernährungsmedizin in Deutschland. Sie ist eine multidisziplinäre Vereinigung aller Berufsgruppen, die sich mit Ernährungsmedizin befassen. Die Gesellschaft vereint mehr als 3000 Ärztinnen und Ärzte sowie Ernährungs- und Pflegefachkräfte und Apothekerinnen und Apotheker – Expertinnen und Experten sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die ernährungsmedizinisch forschen, lehren, behandeln und beraten.
Die DGEM fördert Wissenschaft, Praxis und Aus- und Weiterbildung auf dem Gebiet der Ernährungsmedizin und Stoffwechselforschung. Regelmäßig veranstaltet sie Fortbildungskurse und Kongresse, um Kenntnisse und Erfahrungen nutzbar zu machen und den interdisziplinären Austausch zu anderen in- und ausländischen Institutionen, die auf diesem Gebiet arbeiten, aufzunehmen und zu vertiefen. Sie schreibt Stipendien und Forschungsgelder für die Grundlagenforschung und die klinisch angewandte Forschung aus.
Über den Berufsverband Deutscher Ernährungsmediziner e.V. (BDEM):
Der Berufsverband Deutscher Ernährungsmedizinerinnen und Ernährungsmediziner e.V. (BDEM) ist ein Zusammenschluss von Ernährungsmedizinerinnen und Ernährungsmedizinern. Aufgabe ist, die berufliche Fort- und Weiterbildung für Ernährungsmedizinerinnen und Ernährungsmediziner zu fördern und sie bei ärztlichen und wissenschaftlichen Aufgaben zu beraten, zu unterstützen und selbst tätig zu werden. (www.bdem.de)
Über die Deutsche Akademie für Ernährungsmedizin e.V. (DAEM):
Die Deutsche Akademie für Ernährungsmedizin e.V. (DAEM) ist ein unabhängiger gemeinnütziger wissenschaftlicher Verein mit Sitz in Freiburg, der sich in erster Linie zum Ziel gesetzt hat, durch angewandte Ernährungswissenschaft und ärztliche Fortbildung die Ernährungsmedizin in der praktischen Medizin zu implementieren. Die DAEM wird sich durch zahlreiche Kursangebote besonders in der Weiterbildung Ernährungsmedizin engagieren. Zugleich fördert die DAEM die Umsetzung der Ernährungsmedizin in der Klinik und betreut seit über 20 Jahren bundesweit zertifizierten Lehrkliniken für Ernährungsmedizin. (www.daem.de)