Augmentation mit Antipsychotika oder Antidepressiva-Kombination bei behandlungsresistenter Depression
Original Titel:
Antidepressant combination versus antidepressants plus second-generation antipsychotic augmentation in treatment-resistant unipolar depression.
MedWiss – Die Forscher schlossen aus ihren Ergebnissen, dass die Augmentation mit Antipsychotika besonders bei Patienten mit schwerer behandlungsresistenter Depression und psychotischen Symptomen bereits früher eingesetzt werden könnte, da hiermit die Ergebnisse vielversprechender sind. Die Studie unterstützt damit auch den derzeitigen Behandlungsstandard in Deutschland, bei dem eine Augmentation einer Kombination von Antidepressiva vorgezogen wird.
Wenn mindestens zwei verschiedene antidepressive Behandlungen erfolglos blieben, spricht man von therapieresistenter Depression. In diesem Fall wird nicht weiter versucht, mit einem Wechsel der Wirkstoffe zu therapieren. Stattdessen kann eine Augmentation versucht werden, also eine Verstärkung der bisherigen medikamentösen Behandlung. Dazu werden typischerweise Lithium oder sogenannte atypische Antipsychotika (beispielsweise Quetiapin) ergänzend gegeben. In manchen Fällen kann auch eine Kombination von Antidepressiva gegeben werden. Wie gut wirkt eine Augmentationsbehandlung mit Antipsychotika, und kann sie behandlungsresistente Depressionen besser lindern als eine Kombination verschiedener Antidepressiva? Dies untersuchten kanadische und italienische Forscher rund um Dr. Gobbi in einer reinen Beobachtungsstudie.
Welchen Patienten mit behandlungsresistenter Depression erhalten Antipsychotika-Augmentation, welche Antidepressiva-Kombination?
Sie ermittelten 86 Patienten, die unterschiedlich behandelt wurden: mit kombinierten Antidepressiva (36 Patienten) oder einer Augmentation mit Antipsychotika wie Quetiapin (50 Patienten). Die Forscher analysierten auch, ob bestimmte Eigenschaften der individuellen Erkrankung eine Rolle bei der Therapiewahl und dem Ansprechen auf die Behandlung spielten. Die depressiven Symptome der Patienten wurden zu Beginn der Studie und nach 3 Monaten unter anderem mit Hilfe der Depressionsbewertungsskala (Ham-D) ermittelt.
Vergleich von 86 Patienten
Mit den Antipsychotika waren besonders die Patienten behandelt worden, die psychotische Symptome aufwiesen, Drogen missbrauchten oder auch unter einer Persönlichkeitsstörung litten. Zu Beginn der Studie litten diese Patienten auch unter stärkeren Depressionen als die Vergleichsgruppe. Zudem hatte diese Patientengruppe im Mittel auch mehr erfolglose Antidepressiva-Behandlungen hinter sich als die Patienten, die mit der Kombination von Antidepressiva behandelt wurden.
Beide Behandlungen konnten messbar die Depressionen innerhalb von 3 Monaten lindern. Die Augmentation führte allerdings zu schnellerer Verbesserung der depressiven Symptome.
Wirkung von Antipsychotika schneller bei Patienten mit psychotischen Symptomen
Die Forscher schlossen aus ihren Ergebnissen, dass die Augmentation mit Antipsychotika besonders bei Patienten mit schwerer behandlungsresistenter Depression und psychotischen Symptomen bereits früher eingesetzt werden könnte, da hiermit die Ergebnisse vielversprechender sind. Die Studie unterstützt damit auch den derzeitigen Behandlungsstandard in Deutschland, bei dem eine Augmentation einer Kombination von Antidepressiva vorgezogen wird.
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