Wirksamkeit von Vedolizumab versus TNF-Hemmer bei Morbus Crohn

Original Titel:
Real-World Effectiveness of Vedolizumab vs Anti-TNF in Biologic-naïve Crohn's Disease Patients: A 2-year Propensity-score-adjusted Analysis from the VEDOIBD-Study

Kurz & fundiert

  • Morbus Crohn: Besser Vedolizumab oder TNF-Inhibitoren?
  • Real-World-Studie mit Daten aus dem VEDOIBD-Register
  • 327 Morbus Crohn-Patienten aus 45 CED-Zentren in Deutschland
  • Induktionstherapie: Vedolizumab geringere Wirksamkeit als TNF-Hemmer
  • Langzeitergebnisse: Nach 2 Jahren klinische Remission bei Vedolizumab häufiger als mit TNF-Hemmern
  • Weniger Therapiewechsel unter Vedolizumab im Vergleich zu TNF-Hemmern

 

MedWissEine aktuelle Studie aus Deutschland hat die Wirksamkeit von Vedolizumab im Vergleich zu TNF-Hemmern bei Biologika-naiven Patienten mit Morbus Crohn evaluiert. Die Ergebnisse unterstützen den Einsatz von Vedolizumab als mögliche Erstlinientherapie bei Morbus Crohn.


Die Behandlung von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn kann eine zielgerichtete Therapie mit Biologika erforderlich machen. Die Therapie kann auf unterschiedliche Substanzen im Körper gerichtet sein. Häufig werden Antikörper gegen den Entzündungsfaktor Tumornekrose-Faktor (TNF), sogenannte TNF-Hemmer angewandt. Vedolizumab ist ein weiteres Biologikum, das sich als Integrin-Hemmer gegen ein Adhäsionsmolekül auf der Oberfläche von aktivierten Lymphozyten richtet und so in den Entzündungsprozess bei Morbus Crohn eingreift. Das Ziel einer Studie war nun der Vergleich der Wirksamkeit von Vedolizumab mit TNF-Hemmern bei Biologika-naiven Patienten mit Morbus Crohn.

Vergleich der Wirksamkeit von Vedolizumab mit TNF-Hemmernbei Morbus Crohn

Die Analyse basierte auf prospektiv gesammelten Daten aus dem VEDOIBD-Register. Zwischen 2017 und 2020 wurden Patienten, die eine Therapie mit Vedolizumab oder TNF-Hemmern begannen, in 45 CED-Zentren in ganz Deutschland in die Studie aufgenommen, wenn sie nicht zuvor mit Biologika behandelt worden waren (Biologika-naiv). Die Studie ermittelte, wie häufig Patienten Symptomfreiheit erreichten (klinische Remission). Dies wurde anhand des Harvey-Bradshaw-Index am Ende der Induktionstherapie sowie nach 1 und 2 Jahren erfasst.

Analyse über 327 Patienten: Klinische Remission in Induktionsphase und nach 2 Jahren

Insgesamt nahmen 327 Patienten an der Studie teil. Sowohl Vedolizumab (n = 86) als auch TNF-Hemmer (n = 241) zeigten eine hohe Wirksamkeit in der Induktionsbehandlung. Klinische Remission trat in dieser Phase jedoch seltener mit Vedolizumab (56,3 %) als mit TNF-Hemmern (73,9 %; p < 0,05) ein. Im Gegensatz dazu kam es nach 2 Jahren mit Vedolizumab signifikant häufiger zur klinischen Remission als mit TNF-Hemmern (74,2 % vs. 44,7 %; p < 0,05; Odds Ratio, OR: 0,45; 95 % Konfidenzintervall, KI: 0,22 – 0,94). Nur 17 % der Patienten wechselten von Vedolizumab zu einem anderen Biologikum, bei Patienten mit anfänglicher TNF-Hemmer-Therapie wechselten hingegen 44 % den Wirkstoff.

Höhere Wirksamkeit von Vedolizumab nach 2 Jahren: Erstlinientherapie bei Morbus Crohn?

Laut der Studienautoren legen die Ergebnisse der prospektiven, zweijährigen Real-World-Studie nahe, dass Vedolizumab im Vergleich zu TNF-Hemmern zu höheren Remissionsraten nach 2 Jahren führt. Die Daten unterstützen die Rolle von Vedolizumab als mögliche biologische Erstlinientherapie bei Morbus Crohn.

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