Abrupte Diabetes-Therapie schadet den Augen

Original Titel:
Early worsening of diabetic retinopathy after rapid improvement of blood glucose control in patients with diabetes

Französische Forscher zeigten, wie wichtig es für die Augengesundheit von Diabetes-Patienten ist, intensive Behandlungen, die den Blutzucker rapide abfallen lassen, äußerst sorgsam und kontrolliert durchzuführen. Auf diese Weise kann einer Verschlimmerung der Augenbeschwerden der Patienten vorgebeugt werden. Eine Kontrolle der Netzhaut der Patienten sollte stets vor Behandlungsbeginn durchgeführt werden. Bei bereits bestehenden Augenerkrankungen sollten intensive Therapien ausschließlich in Kombination mit Therapien der Netzhaut stattfinden.


Zu den häufigsten Begleiterkrankungen des Diabetes zählen diabetesbedingte Augenerkrankungen, die Mediziner als diabetische Retinopathien bezeichnen. Studienergebnisse haben gezeigt, dass intensive Behandlungen des Diabetes mit schnell einsetzenden Verbesserungen des Blutzuckers zu einer Verschlimmerung dieser diabetesbedingten Augenerkrankungen führen können. Um sich diesem Thema intensiver zu widmen, führten französische Forscher eine Studie dazu durch. Sie untersuchten, wie häufig solche Verschlechterungen der Augenerkrankungen bei Diabetikern nach intensiven Behandlungen auftraten und welche Risikofaktoren es dafür gab.

Die Forscher suchten in medizinischen Datenbanken nach Studien zu diesem Thema, die zwischen den Jahren 1980 und 2016 publiziert wurden. Die gefundenen Studien werteten sie dann zusammenfassend aus. Außerdem betrachteten die Forscher internationale Empfehlungen zu der Thematik.

Verschlimmerungen von diabetesbedingten Augenerkrankungen nach intensiven Behandlungen

Es zeigte sich, dass es bei Patienten mit schlecht kontrolliertem Diabetes Typ-1 und Typ-2 nach intensiven Behandlungen zu einer Verschlimmerung der diabetesbedingten Augenerkrankungen kam. Bei Patienten, die sich einer Transplantation der Bauchspeicheldrüse unterzogen und dadurch mit einer gesunden Bauchspeicheldrüse drastisch und schnell von ihrem Diabetes geheilt wurden, traten ebenso Verschlechterungen der Augenerkrankungen auf. Gleiches galt für Personen, die sich sogenannten bariatrischen Operationen, also chirurgischen Eingriffen zur Erleichterungen einer Gewichtsabnahme, unterzogen.

Verschlimmerungen traten besonders dann oft auf, wenn die Augenerkrankungen vor Behandlungsbeginn stark ausgeprägt waren

Bei 10–20 % der Patienten kam es zu Verschlechterungen der diabetesbedingten Augenerkrankungen innerhalb von 3 bis 6 Monaten nach der abrupten Verbesserung des Blutzuckerspiegels. Waren die Augenerkrankungen bei den Patienten vor Behandlungsbeginn deutlich ausgeprägt, kam es sogar doppelt so häufig zu Verschlimmerungen der Augenbeschwerden.

Auch das Ausmaß der Verschlechterungen unterschied sich, je nachdem ob die Augenerkrankungen bei Behandlungsbeginn stark oder mild ausgeprägt waren: Patienten mit starken Augenerkrankungen erlitten zum Teil irreversible Schädigungen der Netzhaut. Bei den Patienten mit mild ausgeprägten Augenerkrankungen traten die Verschlimmerungen hingegen oft nur vorrübergehend auf.

Schlechte Diabeteskontrolle bei Behandlungsbeginn als Risikofaktor identifiziert

Als Risikofaktoren für Verschlechterungen von Augenerkrankungen nach intensiver Therapie identifizierten die Forscher eine schlechte Diabeteskontrolle bei Behandlungsbeginn, eine starke Reduktion des Langzeitblutzuckerwertes durch die Behandlung, eine lange Dauer der Diabeteserkrankung und eine fortgeschrittene diabetesbedingte Augenerkrankung bei Behandlungsbeginn.

Eine intensive Diabetesbehandlung, die zu einem rapiden Abfall der Blutzuckerkonzentration führt, sollte demnach vorsichtig und kontrolliert durchgeführt werden. Denn besonders Patienten mit schlechter Krankheitseinstellung, langer Krankheitsdauer und vorerkrankten Augen könnten dadurch starke Verschlechterungen ihrer Augenbeschwerden erleiden. Vor einer intensiven Diabetesbehandlung sollte stets die Netzhaut der Patienten untersucht werden. Bestehen bereits diabetesbedingte Augenerkrankungen, sollte eine intensive Diabetesbehandlung ausschließlich in Kombination mit einer begleitenden Therapie der Netzhaut erfolgen. In dem Jahr nach der intensiven Diabetesbehandlung sollten die Augen der Patienten bei Vorliegen von Risikofaktoren (langanhaltende, schlechte Krankheitseinstellung, fortgeschrittene diabetische Augenerkrankung) alle 3 Monate untersucht werden. Weisen die Patienten keinen der Risikofaktoren auf, reicht es aus, die Augen alle 6 Monate zu kontrollieren.

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