Häufigkeit von Depressionen und Angsterkrankungen bei Brustkrebspatientinnen erhöht

Original Titel:
Incidence of depression and anxiety among women newly diagnosed with breast or genital organ cancer in Germany

MedWissErgebnisse einer Studie aus Deutschland zeigten, dass Brustkrebspatientinnen häufig an Depressionen und Ängsten litten.


Eine Krebsdiagnose ist immer erschreckend und bringt düstere Gedanken mit sich. Jedoch entwickelt nicht jeder neue Krebspatient auch eine Depression. Zum einen spielt die Veranlagung zu depressiven Störungen eine große Rolle, zum anderen kommt auch die Art der Krebserkrankung zum Tragen. So sind an Brustkrebs erkrankte Frauen ganz anderen Fragen ausgesetzt als Patientinnen mit anderen Krebsarten, unabhängig von der Aggressivität des Tumors. Beispielsweise ist die Entfernung des Brustgewebes nicht nur eine mögliche medizinische Notwendigkeit, sondern eine große psychologische und emotionale Herausforderung. Die damit einhergehenden Ängste belasten Patientinnen auch bevor die tatsächlichen Therapieschritte geklärt sind. Aber sind Brustkrebspatientinnen auch stärker von Depressionen betroffen? Oder sind ihre Ängste vergleichbar zu denen von Frauen mit einer anderen gynäkologischen Krebsdiagnose? Ziel der großen Studie des Epidemiologieexperten Prof. Kostev in Zusammenarbeit mit dem Gynäkologen Dr. Kalder (Philipps-Universität Marburg) war es, die Häufigkeit von Depressionen und Ängsten bei Frauen mit neuer Brust- oder Genitalkrebsdiagnose in Deutschland zu ermitteln.

Die Wissenschaftler erfassten die Daten von insgesamt 29366 Frauen, die zwischen 2005 und 2014 eine Erstdiagnose Brustkrebs oder Genitalkrebs erhalten hatten und in deutschen gynäkologischen Praxen behandelt wurden. Sie analysierten die Häufigkeit von dokumentierten Depressionen und Angsterkrankungen innerhalb der ersten 5 Jahre nach der Diagnose. Die Daten umfassten dabei demographische Angaben wie das Alter der Patientinnen sowie klinische Daten wie Krebsart, das Vorhandensein von Metastasen und die genaue Diagnose. Die Häufigkeit der Depressions- und Angstepisoden wurde umgerechnet auf 100 Personenjahre, also wie viele von 100 Frauen betroffen wären, wenn sie jeweils für ein Jahr beobachtet worden wären. Diese Ergebnisse wurden dann in Abhängigkeit von den Krebsdiagnosen (Brustkrebs oder Genitalkrebs) evaluiert.

Vermehrt Depressionen und Ängste bei Frauen mit Brustkrebs

Von den fast 30000 Frauen erhielten 7994 eine Depressions- oder Angstdiagnose. Von diesen Frauen waren 81,3 % an Brustkrebs und 18,7 % an Genitalkrebs erkrankt. Umgerechnet hatten Depressionen und Ängste damit bei Brustkrebspatientinnen eine Häufigkeit von 8,8 pro 100 Personenjahren. Bei Genitalkrebspatientinnen betrug die Häufigkeit dagegen nur 5,9 pro 100 Personenjahren. Damit war Brustkrebs, im Vergleich zur Genitalkrebsdiagnose, mit einem 1,41-fach erhöhtem Risiko einer Depressions- oder Angsterkrankung verknüpft. Patientinnen mit Metastasen waren verständlicherweise stärker betroffen. Im Vergleich zu den ältesten betrachteten Frauen (71 bis 80 Jahre) waren besonders Frauen in den Altersgruppen von 41 bis 50, 51 bis 60  und 61 bis 70 Jahren einem erhöhten Depressions- oder Angstrisiko ausgesetzt.

Diese Studie deutet damit auf eine erhöhte Häufigkeit von Depressionen und Ängsten speziell bei Patientinnen mit Brustkrebsdiagnose. Mit klarer Kommunikation des erhöhten Risikos, proaktiver Vorbeugung und frühzeitiger Diagnose und Behandlung von Depressionen und Ängsten könnte vielen Patientinnen geholfen werden.

© Alle Rechte: HealthCom