Nebenwirkungen von Ärzten oft unterschätzt

Original Titel:
Self-evaluation of duration of adjuvant chemotherapy side effects in breast cancer patients: A prospective study

MedWiss – Wissenschaftler aus Italien befragten Brustkrebspatientinnen mit einem speziell dazu konzipierten Fragebogen zu den Nebenwirkungen der Behandlung mit Chemotherapie – dabei zeigte sich, dass die Patientinnen Dauer und Auftreten der Nebenwirkungen anders einschätzten als die Ärzte und die Ärzte dazu tendierten, die Nebenwirkungen der Patientinnen zu unterschätzen.


Um das Auftreten und die Dauer von Nebenwirkungen einer Chemotherapie, die nach einer Brustkrebsoperation verabreicht wird, zu erfassen, können entweder die Ärzte oder aber die Patientinnen selbst befragt werden. Erst kürzlich konnte gezeigt werden, dass sich ein Fragebogen, der speziell für die Abfrage der Nebenwirkungen bei den Krebspatientinnen konzipiert wurde, gut eignete und mehr Informationen lieferte als die Befragung der behandelnden Ärzte.

Wissenschaftler aus Italien wendeten diesen Fragebogen bei Brustkrebspatientinnen nun erneut an, um herauszufinden, ob sich Angaben zur Dauer von Nebenwirkungen zwischen Ärzten und Patientinnen unterscheiden.

Befragung von Brustkrebspatientinnen zu Nebenwirkungen der Chemotherapie

640 Brustkrebspatientinnen aus Italien waren in die Studie eingeschlossen. Mithilfe des Fragebogens wurden Auftreten und Dauer von folgenden 10 Nebenwirkungen bei den Patientinnen erfasst: Übelkeit, Erbrechen, Verstopfung, Appetitlosigkeit, Geschmacksstörungen, Durchfall, chronische Erschöpfung, Schmerzen, Taubheitsgefühle und Kurzatmigkeit.

Ärzte unterschätzten Auftreten und Dauer von Nebenwirkungen

Nach dem ersten und dritten Zyklus der Chemotherapie sammelten die Wissenschaftler jeweils 594 und jeweils 573 Fragebögen von Patientinnen und Ärzten ein.

Es zeigte sich, dass die Patientinnen bei 6 von 10 Nebenwirkungen (erste Befragung) und bei 7 von 10 Nebenwirkungen (zweite Befragung) eine längere Dauer der Nebenwirkungen angaben, als die Ärzte. Da die Ärzte nicht nur die Dauer der Nebenwirkungen unterschätzten, sondern auch das Auftreten der Nebenwirkungen, zeigte eine weitere Analyse, dass die Patientinnen bei allen 10 Nebenwirkungen über mehr Tage mit Nebenwirkungen berichteten als die Ärzte.

Die Wissenschaftler schlussfolgerten, dass Ärzte dazu tendieren, die Anzahl und Dauer von Nebenwirkungen bei Brustkrebspatientinnen zu unterschätzen. Sie fordern, dass im Versorgungsalltag mehr auf die Angaben der Patientinnen eingegangen werden sollte. Um die Angaben der Patientinnen zu Nebenwirkungen und ähnlichem zu erfassen, könnten beispielsweise mobile Technologien genutzt werden.

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