Cladribin: Kandidat für Eskalationstherapie und Induktionstherapie
Original Titel:
Cladribine in the treatment of relapsing multiple sclerosis
MedWiss – Spanische Forscher sehen den seit Dezember 2017 in der Therapie von MS zugelassenen Wirkstoff Cladribin als geeignet für die Eskalationstherapie und die Induktionstherapie. Die beiden Ansätze verfolgen entgegengesetzte Herangehensweisen, wie eine MS-Therapie beginnen sollte.
Multiple Sklerose kann unbehandelt immer weiter fortschreiten und zu schwerwiegenden Behinderungen führen. Erstes Ziel der Behandlung von Menschen mit MS ist, die Entzündung im Gehirn und Rückenmark einzudämmen und den Beginn von Behinderungen weitmöglichst hinauszuzögern.
Verschiedene Wirkstoffe für verschiedene Bedürfnisse
Dank einer ganzen Reihe von Wirkstoffen für die Behandlung von Multipler Sklerose kann bei vielen Menschen mit MS die Erkrankung verlangsamt werden, immer öfter wird sogar ein Zustand erreicht, bei der keine Krankheitsaktivität mehr nachweisbar ist. Die verschiedenen Wirkstoffe unterschieden sich dabei nicht nur darin wie sie wirken und wie sie verabreicht werden, sondern auch in ihrer Wirksamkeit und welche Nebenwirkungen auftreten können.
Eskalationstherapie: Langsam beginnen, dann steigern
Ein gebräuchlicher Ansatz bei der Behandlung von Multipler Sklerose wird Eskalationstherapie genannt. Dabei wird zunächst mit milderen Medikamenten zur Behandlung der Multiplen Sklerose begonnen, wie z. B. Beta-Interferon. Eine Rolle spielen hier die radiologischen Ergebnisse und die persönliche Situation. Für Frauen mit MS, die eine Schwangerschaft wünschen, Menschen mit Angst vor Nadeln oder bestehenden Begleiterkrankungen sind unterschiedliche Therapien interessant.
Stärkere Medikamente für hochaktive Verläufe
Sollte die Behandlung nicht ausreichen und die Erkrankung eine starke Aktivität zeigen, wird zu einer stärkeren Medikation gewechselt. Hier kommen z. B. Antikörper wie Natalizumab oder Ocrelizumab zum Einsatz oder auch Cladribin. Mit der Eskalationstherapie soll erreicht werden, dass Nebenwirkungen selten auftreten. Erst wenn die eingesetzte Therapie nicht ausreicht, werden andere Medikamente mit mehr oder möglicherweise heftigeren Nebenwirkungen in Betracht gezogen.
Induktionstherapie: Erst hart, dann sanfter
Inzwischen gibt es aber auch immer mehr Spezialisten, die eine brachialere Vorgehensweise befürworten. Sie sind der Meinung, dass einer MS-Erkrankung früh und massiv Einhalt geboten werden sollte („Hit hard and early“). Mit einer hoch wirksamen Therapie soll die Entzündung im zentralen Nervensystem schnellstmöglich gestoppt werden. Danach kommen milderen Medikamente zum Einsatz, die dann für eine Erhaltung der Immunmodulation sorgen sollen. Dieses Vorgehen wird auch Induktionstherapie genannt.
Cladribin kann für beide Therapieansätze genutzt werden
Forscher aus Spanien kommen nach einer Analyse zu dem Schluss, dass Cladribin auch für die Induktionstherapie geeignet ist. Sie sehen als Vorteile des Wirkstoffs seine hohe Wirksamkeit, dass er als Tablette einfach zu dosieren und einzunehmen ist, sowie die Sicherheit. Sie kommen daher zu dem Schluss, dass Cladribin sich nicht nur als Behandlung von hochaktiven Verläufen eignet, sondern ebenfalls um schnell Kontrolle über eine MS-Erkrankung zu erreichen.
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