Abschätzung des Risikos für Prostatakrebs mittels Bluttest
Original Titel:
A prospective study of mitochondrial DNA copy number and the risk of prostate cancer.
Bisherige Untersuchungen haben angedeutet, dass eine spezielle Veränderung des Erbguts, der sogenannten mtDNA (mitochondriale DNA), auftrat, wenn das Erbmaterial in Prostatakrebszellen beschädigt wurde. Das Erbgut kann durch verschiedene Ursachen beschädigt werden, wie z. B. veränderte Stoffwechselvorgänge im Alterungsprozess, das Einwirken von Chemikalien oder UV-Strahlung. Bei dieser beobachteten Veränderung handelt es sich um eine Vervielfältigung des Erbmaterials in einem bestimmten Teil der Zelle, den Mitochondrien, welche die Kraftwerke der Zellen sind. Wissenschaftler sprechen dabei von der Kopienzahl der mtDNA (mt DNA copy number). Aus diesem Grunde wird angenommen, dass die gesteigerte Vervielfältigung des Erbguts eine Rolle in der Entwicklung von Prostatakrebs spielen könnte und somit für die Abschätzung des Risikos und zur Früherkennung von Bedeutung sein könnte.
Nun haben Krebsforscher eine Studie durchgeführt, um den Zusammenhang zwischen der frühzeitig erhöhten Erbgut-Menge und dem Prostatakrebs-Risiko zu untersuchen. Da das Erbgut in allen menschlichen Zellen gleich ist, konnte die Untersuchung in den weißen Blutzellen, also durch eine unkomplizierte Blutentnahme, erfolgen. Im Rahmen der Studie wurden 793 Fälle von Prostatakrebs und 790 Kontrollen untersucht. Die Krebspatienten wurden dabei in Abhängigkeit bestimmter klinischer Faktoren in Gruppen mit aggressivem und nicht aggressivem Krankheitsstadium unterteilt.
Die Untersuchungsergebnisse zeigten, dass eine gesteigerte Vervielfältigung des Erbguts in Verbindung mit einem erhöhten Risiko für nicht aggressiven Prostatakrebs stand. Für das aggressive Krankheitsstadium konnte dieser Zusammenhang jedoch nicht beobachtet werden. Interessanterweise stellten die Forscher während der Untersuchungen fest, dass die erhöhte Vervielfältigung des Erbguts eindeutig mit einer erhöhten Menge des prostataspezifischen Antigens (PSA), einem etablierten Tumormarker, verbunden war.
Aus diesen Ergebnissen schlussfolgern die Wissenschaftler, dass eine Veränderung der Menge des Erbguts (der Kopienzahl) Anzeichen für eine Schädigung im normalen Prostatagewebe sein könnte, wie sie häufig im frühen Stadium bei Prostatakrebs zu finden ist. Somit könnte die Bestimmung der Erbgut-Vervielfältigung aus dem Blut eine geeignete Möglichkeit zur frühzeitigen Diagnose von Prostatakrebs darstellen und zur regelmäßigen Beobachtung von Patienten mit erhöhtem Risiko eingesetzt werden.
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