Östrogentherapie scheint Überleben bei Frauen mit Lungenkrebs zu verlängern
Original Titel:
Impact of estrogen monotherapy on survival in women with stage III-IV non-small cell lung cancer. Lung Cancer
MedWiss – Frauen mit Lungenkrebs leben länger als betroffene Männer. In einer Studie mit an Lungenkrebs erkrankten Frauen nach der Menopause zeigte sich, dass das Östrogen hier eine Rolle zu spielen scheint.
Frauen mit Lungenkrebs haben bessere Überlebenschancen als erkrankte Männer. Die Gründe dafür sind bisher unbekannt. Eine Theorie ist, dass Östrogen das Überleben bei Lungenkrebs verbessert. Von dem weiblichen Geschlechtshormon besitzen Frauen deutlich mehr als Männer, bei Männern überwiegt das Testosteron. US-amerikanische Forscher haben sich überlegt, wie sie erforschen könnten, welche Rolle Östrogen bei Frauen mit Lungenkrebs spielt. Ihr Ansatz war Frauen nach der Menopause zu vergleichen. Nach der Menopause ist der Östrogenspiegel im Blut von Frauen geringer als zuvor. Beschwerden die durch den niedrigeren Östrogenspiegel hervorgerufen werden, werden manchmal mit einer Hormontherapie mit Östrogen behandelt. Dadurch erhöht sich der Östrogenspiegel im Blut wieder. So konnten die Forscher Frauen mit mehr und mit weniger Östrogen im Blut vergleichen.
Daten aus medizinischer Datenbank zu Erkrankung und Behandlung mit Östrogentherapie
Die Wissenschaftler werteten die Daten aus einer medizinischen Datenbank von Frauen im Alter von 65 Jahren oder älter aus, die die Diagnose fortgeschrittener nicht-kleinzelliger Lungenkrebs erhielten (Stadium III oder IV). Sie werteten dabei aus, ob die Frauen mindestens eine Anfrage auf Kostenerstattung einer Östrogenbehandlung ohne irgendeine Anfrage auf Kostenerstattung für eine Progesteronbehandlung sechs Monate vor der Diagnose gestellt hatten. Solch eine Anfrage deutete darauf hin, dass die jeweilige Frau mit einer Östrogen-Monotherapie behandelt wurde.
Lungenkrebs-Patientinnen mit Östrogen-Monotherapie lebten im Mittel 2 Monate länger
Die Forscher fanden in der Datenbank 6958 Frauen, die für die Auswertung infrage kamen. 283 von ihnen wendeten eine Östrogen-Monotherapie an (4 %), 6675 (96 %) taten es nicht. Die Auswertung der Wissenschaftler ergab ein mittleres Gesamtüberleben von 8,2 Monaten bei Patientinnen, die eine Östrogen-Monotherapie erhielten, und 6,2 Monate bei Patientinnen, die dies nicht taten. In einer weiteren Berechnung der Wissenschaftler stand eine Östrogen-Monotherapie nachweislich mit dem Gesamtüberleben im Zusammenhang. Alle Ergebnisse waren ähnlich für das krebsspezifische Überleben. Die Behandlung mit einer Kombination von Östrogen und Progesteron wirkte sich nachweislich auf das Gesamtüberleben aus, schien aber das krebsspezifische Überleben nicht zu beeinflussen.
Forscher sehen höhere Östrogenlevel als mögliche Erklärung für längeres Überleben von Frauen mit Lungenkrebs
Die Forscher fassen zusammen, dass eine Östrogentherapie nach der Menopause mit einem verbesserten Überleben bei nicht-kleinzelligem Lungenkrebs im Zusammenhang stand. Eine Kombinationstherapie mit Östrogen und Progesteron schien keinen Einfluss auf das krebsspezifische Überleben zu haben. Höhere Östrogenlevel könnten erklären, wieso Frauen mit Lungenkrebs länger leben als Männer. Die Östrogengabe war außerdem mit einer leicht verminderten Häufigkeit von Problemen mit den Knochen, wie Schmerzen oder krankheitsbedingten Knochenbrüchen, verbunden. Blutgerinnsel (Thrombose) oder Problemen der Blutgefäße im Gehirn, wie Schlaganfälle, traten jedoch nicht seltener auf. Weitere Untersuchungen sind nötig, um den Zusammenhang genauer zu untersuchen und die Ergebnisse zu bestätigen. Ob eine Hormonersatztherapie angebracht ist, sollte mit dem behandelnden Arzt besprochen werden, denn auch die Gabe von künstlichen Hormonen ist nicht ohne Nebenwirkungen.
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