Metastasierter Darmkrebs: Sind EGFR-Hemmer auch nach Bevacizumab noch wirksam?

Original Titel:
Previous Bevacizumab and Efficacy of Later Anti-Epidermal Growth Factor Receptor Antibodies in Metastatic Colorectal Cancer: Results From a Large International Registry

MedWiss – In Deutschland sind für die Behandlung eines metastasierten Darmkrebses verschiedene zielgerichtete Wirkstoffe zugelassen. Wissenschaftler zeigten in der vorliegenden Studie, dass die sogenannten EGFR-Hemmer auch dann wirksam waren, wenn die Patienten zuvor bereits einen anderen zielgerichteten Wirkstoff, nämlich Bevacizumab, bekamen.


Für Behandlung eines metastasierten Darmkrebses stehen verschiedene Wirkstoffe zur Verfügung. In der Regel bekommen die Betroffenen eine Chemotherapie, die mit weiteren, zielgerichteten Wirkstoffen ergänzt werden können. Diese zielgerichteten Therapien greifen entweder in das Zellwachstum ein (EGFR-Hemmer) oder Unterbinden die Bildung von Blutgefäßen, die der Tumor zum Wachsen benötigt (VEGF-Hemmer bzw. VEGFR-Hemmer). Wenn die einen Wirkstoffe fehlschlagen, können die anderen Wirkstoffe noch eingesetzt werden. Es stellt sich jedoch die Frage, ob ein zielgerichteter Wirkstoff weniger wirksam ist, wenn der Patient bereits mit einem anderen zielgerichteten Wirkstoff behandelt wurde. Diesbezüglich untersuchte Wissenschaftler aus Australien mit Unterstützung aus China, ob die Wirksamkeit eines EGFR-Hemmers von einer vorangegangenen Behandlung mit Bevacizumab (ein VEGF-Hemmer) beeinflusst wird.

Patienten mit metastasiertem Darmkrebs wurden mit einem EGFR-Hemmer behandelt

Die Wissenschaftler analysierten die Daten von 222 Patienten mit einem metastasierten Darmkrebs, die keine Veränderungen in den RAS-Genen hatten und mit EGFR-Hemmer behandelt wurden. Alle Patienten bekamen bereits vor der Therapie mit dem EGFR-Hemmer eine Behandlung, bei der die Krebserkrankung jedoch weiter fortschritt. Die Wissenschaftler untersuchten, ob das Überleben der Patienten davon abhängig war, ob diese zuvor mit Bevacizumab behandelt wurden (170 Patienten, 70 %) oder nicht (52 Patienten, 23 %).

Eine vorangegangene Bevacizumab-Therapie beeinträchtigte nicht die Wirksamkeit von EGFR-Hemmern

Weder die Lebenszeit ohne Fortschreiten der Erkrankung noch das allgemeine Überleben seit dem Start der Therapie mit EGFR-Hemmern unterschied sich zwischen Patienten, die zuvor mit Bevacizumab behandelt wurden, und Patienten, die diesen Wirkstoff nicht bekamen. Dies galt auch, wenn Patienten mit rechtsseitigem Tumor und linksseitigem Tumor getrennt voneinander betrachtet wurden. Bei beiden Patientengruppen machte es keinen Unterschied, ob sie zuvor Bevacizumab bekamen oder nicht. Bei einer genaueren Betrachtung fiel jedoch auf, dass die Erkrankung bei Patienten mit einem rechtsseitigen Tumor schneller fortschritt, wenn zwischen dem Einsatz von Bevacizumab und dem EGFR-Hemmer weniger als 6 Monate lagen (im Vergleich zu einem Abstand von mehr als 6 Monaten). Bei Patienten mit einem linksseitigen Tumor konnte kein solcher Zusammenhang festgestellt werden.

Generell schien die Wirksamkeit von EGFR-Hemmern nicht davon abzuhängen, ob der Patient mit metastasiertem Darmkrebs bereits mit Bevacizumab behandelt wurde oder nicht. Lediglich bei einem rechtsseitigen Tumor konnte ein Zusammenhang zwischen dem Abstand der Bevacizumab- und EGFR-Hemmer-Therapien und dem Fortschreiten der Erkrankung festgestellt werden.

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