Auf Herz und Nieren prüfen – Viele KHK-Patienten wissen nicht, dass sie an einer Nierenerkrankung leiden

Original Titel:
Patient's and physician's awareness of kidney disease in coronary heart disease patients - a cross-sectional analysis of the German subset of the EUROASPIRE IV survey.

Nierenversagen ist eine häufige Begleiterkrankung von Patienten mit der koronaren Herzkrankheit (KHK). Forscher fanden heraus, dass – obwohl viele KHK-Patienten betroffen waren – nur etwa jeder dritte Patient von seiner Nierenerkrankung wusste. Dieses Bewusstsein für die Erkrankung war abhängig davon, ob sie im Entlassungsbrief des Krankenhauses vermerkt wurde oder nicht.


„Auf Herz und Nieren prüfen“ sollte bei Patienten mit einer koronaren Herzkrankheit (KHK) wörtlich genommen werden, denn Nierenversagen ist eine häufige Begleiterkrankung von KHK-Patienten. Eine frühe Behandlung durch einen Nierenspezialisten reduziert das Fortschreiten der Nierenerkrankung, die Häufigkeit von Folgeerkrankungen der KHK und das Sterberisiko. Es ist also wichtig, dass die KHK-Patienten und die behandelnden Ärzte die Symptome einer Nierenerkrankung erkennen und diese behandeln. Doch ist den KHK-Patienten und deren behandelnden Ärzte überhaupt bewusst, dass sie bzw. ihre Patienten an einer Nierenerkrankung leiden oder dass bei ihnen ein erhöhtes Risiko für diese Erkrankung besteht?

Wissenschaftler untersuchten die Nierenfunktion von KHK-Patienten

Dieser Frage ging ein deutsches Forscherteam aus Würzburg mit Unterstützung von Forschern aus Belgien, England und Frankreich nach. Sie untersuchten dabei die Nierenfunktion von 536 erwachsenen Patienten (durchschnittlich 67 Jahre alt, 82 % männlich), die aufgrund einer KHK ins Krankenhaus eingeliefert wurden. 6 bis 36 Monate nach dem Krankenhausaufenthalt fragten sie bei den Patienten nach, ob sie über ihre Nierenerkrankung unterrichtet wurden.

Viele Patienten hatten eine Nierenerkrankung

Die Untersuchungen führten zu dem Ergebnis, dass etwa 32 % der Patienten im Krankenhaus eine Nierenerkrankung hatten (akut oder chronisch). Bei nur 22 % der Nierenerkrankten wurde dieses im Entlassungsbrief vom Arzt angegeben. Die Patienten, deren Nierenfunktion gestört war, waren im Durchschnitt älter, litten häufiger unter Herzschwäche und waren schon länger an der KHK erkrankt als die Patienten, deren Niere voll funktionsfähig war

Die meisten Patienten wussten von ihrer Nierenerkrankung nichts

Nach durchschnittlich 1,8 Jahren wurden 474 der Patienten wieder aufgesucht. Von diesen litten 158 unter einer Nierenerkrankung. 34 % dieser Patienten (54 Patienten) wussten darüber Bescheid. 14,6 % der Patienten mit einer Nierenerkrankung (23 Patienten) wurden zu einem Nierenspezialisten überweisen und 13,3 % (21 Patienten) wurden schließlich von einem Spezialisten untersucht. Dass die KHK-Patienten von ihrer Nierenerkrankung wussten, war vor allem dann der Fall, wenn die Nierenerkrankung ein großes Ausmaß angenommen hatte, wenn die Patienten übergewichtig waren oder eine Herzschwäche hatten oder wenn die Erkrankung im Entlassungsbrief aufgeführt wurde.

Obwohl die chronische Nierenerkrankung bei KHK-Patienten häufig auftritt, war dies nur etwa jedem dritten Patienten mit dieser Erkrankung bewusst. Dieses Bewusstsein für die Erkrankung war abhängig davon, ob sie im Entlassungsbrief des Krankenhauses vermerkt wurde oder nicht. Der Entlassungsbrief ist wichtig, um Informationen aus dem Krankenhaus für die ambulante Behandlung zugänglich zu machen. Daher ist es von Bedeutung, dass auch die Ärzte, die den Entlassungsbrief verfassen, im Bilde sind, dass KHK-Patienten ein erhöhtes Risiko für Nierenerkrankungen haben.

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