Darmkrebs: Wie schnell muss operiert werden?
Original Titel:
The Impact of Delays to Definitive Surgical Care on Survival in Colorectal Cancer Patients
MedWiss – Wenn der Darmkrebs noch keine weiter entfernt liegenden Körperregionen befallen hat, ist eine Operation das Mittel der ersten Wahl. Doch wie schnell sollte eine Operation nach der Diagnose erfolgen? Dies untersuchten Wissenschaftler in der vorliegenden Studie. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass die Patienten nichts zu überstürzen brauchten.
Da es sich bei Krebserkrankungen um fortschreitende Erkrankungen handelt, können sich Verzögerungen in der Behandlung negativ auf den Krankheitsverlauf auswirken. Wie sich eine längere Behandlungsverzögerung speziell bei Darmkrebs auswirkt, ist noch nicht gut untersucht. Wissenschaftler aus Montreal (Kanada) leisteten nun einen Beitrag zu dieser Thematik. Sie führten eine Studie durch, in der sie untersuchten, welchen Einfluss der Zeitraum von der Diagnose bis zur Darmkrebs-Operation, die mit heilender Absicht durchgeführt wurde, auf das Überleben der Betroffenen hatte.
Die Patienten warteten nach der Diagnose unterschiedlich lange mit der Operation
Die Wissenschaftler sammelten die Daten von 408 Darmkrebs-Patienten, die sich zwischen Januar 2009 und Dezember 2014 einer Darmkrebs-Operation unterzogen hatten. 83,2 % von ihnen hatten einen Tumor im Dickdarm und 15,8 % im Enddarm. Bei allen Patienten war der Darmkrebs noch auf den Darm beschränkt und hatte folglich noch keine Metastasen gebildet. Je nachdem, wie viel Zeit zwischen der Diagnose und der Operation vergangen war, wurden die Patienten in verschiedene Gruppen eingeteilt: Patienten, die innerhalb von 4 Wochen operiert wurden (14 % der Patienten), Patienten, deren Operation 4 bis 8 Wochen nach der Diagnose stattfand (40 % der Patienten), und Patienten, die sich frühestens 8 Wochen nach der Diagnose der Operation unterzogen (46 % der Patienten). Die Wissenschaftler verglichen das 5-Jahre-krankheitsfreie Überleben und das 5-Jahres-Überleben der verschiedenen Patientengruppen.
Der Zeitpunkt der Operation hatte keinen Einfluss auf das Überleben der Patienten
Auffällig war, dass Patienten mit Enddarmkrebs häufiger erst nach mehr als 8 Wochen nach der Diagnose operiert wurden als Patienten mit Dickdarmkrebs (Enddarmkrebs: 69,8 % vs. Dickdarmkrebs: 41,4 %). Was die Prognose der Patienten anging, so schien es keinen Unterschied zu machen, wann sie sich der Operation unterzogen. Es konnten nämlich keine nennenswerten Unterschiede bezüglich des allgemeinen Überlebens zwischen den verschiedenen Patientengruppen festgestellt werden. Das galt auch im Hinblick auf das krankheitsfreie Überleben. Auch hier schien der Zeitpunkt der Operation keinen Einfluss zu haben. Spezielle statistische Analysen bestätigten, dass es keinen Zusammenhang zwischen der Dauer bis zur Operation und dem allgemeinen bzw. dem krankheitsfreien Überleben gab.
Eine Verzögerung der Operation schien sich somit nicht negativ auf die Prognose von Patienten mit nicht metastasierten Darmkrebs auszuwirken. Es kann somit sinnvoll sein, mit der Operation zu warten, bis sich der Patient in einer optimalen Verfassung befindet. Nichtdestotrotz muss beachtet werden, dass es sich bei Darmkrebs um eine fortschreitende Erkrankung handelt, weshalb eine Operation nicht länger als nötig hinausgezögert werden sollte. Außerdem wurden in dieser Studie nur Patienten betrachtet, die keine Metastasen aufwiesen. Für Patienten mit Metastasen könnte es unter Umständen von Bedeutung sein, wie schnell die Operation durchgeführt wird. Patienten mit einem nicht metastasierten Darmkrebs scheinen laut dieser Studie jedoch nichts überstürzen zu müssen.
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