Weltweit erstmals neue Kunstlinse implantiert
Augenchirurgen am Knappschaftskrankenhaus setzen bei Kataraktoperation auf lichtadjustierbare Intraokularlinse 2.0
Augenchirurgen am Knappschaftskrankenhaus setzen bei Kataraktoperation auf lichtadjustierbare Intraokularlinse 2.0
Weltweit als erstes OP-Team haben Chirurgen der Augenklinik am Universitätsklinikum Knappschaftskrankenhaus bei einem Patienten einen neuen Typ von Intraokularlinse, einer lichtadjustierbaren Kunstlinse der zweiten Generation (LAL 2.0), eingesetzt. Die Innovation erlaubt es dem Augenarzt, Wochen nach der Operation die Brechkraft dieser Linse quasi im Feinabgleich so zu verändern, dass der Patient eine volle Sehschärfe erreicht, ohne eine Brille (für die Fernsicht) tragen zu müssen.
„Mit dieser Option können wir die Erwartungen des Patienten an seine Sehschärfe nach einer Kataraktoperation, also nach operativer Behandlung der als ‚Grauer Star‘ bekannten Trübung der Linse noch besser erfüllen,“ erklärt Professor Dr. Burkhard Dick, Direktor der Augenklinik, nach den ersten drei komplikationslos verlaufenen Implantationen der neuen Kunstlinse. Dick erinnerte daran, dass die Kataraktoperation mit rund 900.000 Eingriffen pro Jahr in Deutschland die häufigste chirurgische Intervention überhaupt ist. Die Kunstlinse oder Intraokularline (IOL), die bei dem Eingriff implantiert wird, ist so berechnet, dass der Patient anschließend idealerweise keine Fehlsichtigkeit – also „Null Dioptrien“ – aufweist. Dies gelingt nicht immer, bei einigen Patienten besteht postoperativ eine meist leichte Kurz-, Stab- oder Weitsichtigkeit.
Mit einer lichtadjustierbaren Linse (LAL) kann dieses Problem nun gelöst werden. Diese besteht aus einem photosensitiven Kunststoff, der zwei Wochen nach dem Einsetzen in das Patientenauge gezielt mit UV-Licht bestrahlt werden kann, dass die Linse leicht ihre Form und damit ihre Brechkraft ändert. Auf diese Weise kann eine Rest-Fehlsichtigkeit komplett nicht-invasiv ausgeglichen werden, ganz ohne den Patienten zu belasten. Bis zu dieser endgültigen Fixierung der Optik, dem sogenannten Lock-in, muss der Patient lediglich eine Lichtschutzbrille tragen, um eine unbeabsichtigte Beeinflussung der Linse durch Sonnenlicht zu vermeiden.
Mit einer ersten Generation der lichtadjustierbaren Kunstlinse hat die Bochumer Augenklinik so viel Erfahrung wie kaum ein anderes Zentrum, schließlich wurde mit dieser Technologie die erste Patientin bereits vor inzwischen mehr als elf Jahren versorgt. „Und ist nach wie vor sehr zufrieden“; weiß Dick. Die neue lichtadjustierbare Linse bietet nun noch mehr Möglichkeiten der Feinjustierung und eignet sich für minimal-invasive Eingriffe. „Zu ihrer Implantation ist lediglich eine Inzision (operative Öffnung) von 2,7 Millimeter Größe notwendig,“ erklärt Burkhard Dick und verweist auf weitere Vorteile: „Die neue Bestrahlungseinheit ist schonender und ermöglicht Brechkraftänderungen um bis zu drei Dioptrien. Bei geeigneten Patienten wird man sogar eine Art Nahteil – wie bei einer Brille – einarbeiten können. Rundum: Es handelt sich um eine Technologie, die dem Patienten eine geradezu maßgeschneiderte Lösung für optimales Sehen anbietet – und dass über viele Jahre hin weg.“