Entspannen lernen, den Kopfschmerz lindern: messbarer Unterschied bei Migräne und Spannungskopfschmerz
Original Titel:
Efficacy of psychological treatment for headache disorder: a systematic review and meta-analysis
- Gezielt auf Stress und Entspannung eingehen: hilft das bei Kopfschmerzerkrankungen?
- Systematische Analyse englisch- und koreanisch-sprachiger Forschungsarbeiten
- Wirksame Linderung und weniger Kopfschmerzanfälle mit psychologischen Behandlungen wie Relaxation
MedWiss – Kopfschmerz, Stress und Entspannung sind eng miteinander verbunden, gerade bei primären Kopfschmerzerkrankrankungen wie der Migräne. Koreanische Forscher analysierten systematisch den Forschungsstand zu psychologischen Behandlungen, wie beispielsweise kognitive Verhaltenstherapien, Achtsamkeits-basierten Therapien, aber auch der Progressiven Muskelrelaxation, bei primären Kopfschmerzerkrankungen.
Sogenannte primäre Kopfschmerzerkrankungen, wie etwa die Migräne oder Spannungskopfschmerz, belasten nicht nur durch akute Symptome wie etwa Schmerz oder Übelkeit. Gerade bei der Migräne sind auch Phasen vor und nach der eigentlichen Attacke mit starker Erschöpfung, Konzentrationsschwierigkeiten und depressiven Symptome möglich. Auch außerhalb der Anfälle kann die Erkrankung Betroffene psychisch stark belasten und so unter Stress setzen – Stress ist aber wiederum ein häufiger Kopfschmerztrigger. Daher wird auch untersucht, ob psychologische Behandlungen einen Einfluss auf Migräne haben können. Besonders kommen dabei Methoden in Frage, die gezielt auf Stress und Entspannung eingehen. Koreanische Forscher analysierten nun systematisch den Forschungsstand zu psychologischen Behandlungen bei primären Kopfschmerzerkrankungen.
Gezielt auf Stress und Entspannung eingehen: hilft das bei Kopfschmerzerkrankungen?
Dazu ermittelten sie englisch- und koreanisch-sprachige Forschungsarbeiten aus verschiedenen medizinwissenschaftlichen Datenbanken (EMBASE, MEDLINE, Cochrane library database, SCOPUS, ScienceDirect, Web of Science, CINAHL, PsycArticles, KoreaMed und KMBASE). Dabei wurde auch MÜK, der Medikamentenübergebrauchs-Kopfschmerz, berücksichtigt. Vorrangig erfassten die Forscher, ob die Zahl der monatlichen Kopfschmerztage mit der jeweiligen Behandlung zurückging. Relevant waren aber die Zahl der wöchentlichen Anfälle, das Ansprechen auf die Behandlung und die Belastung durch eine Migräneerkrankung (Fragebogen MIDAS). Als psychologische Behandlungen wurden beispielsweise kognitive Verhaltenstherapien, Biofeedback (häufig fokussiert auf Entspannung) und Achtsamkeits-basierte Therapien, aber auch die Progressive Muskelrelaxation gewertet.
Aus 12 773 identifizierten Studienarbeiten konnten 27 randomisierte klinische Studien für die Analyse erfasst werden. Darin wurde also eine psychologische Behandlung im Vergleich zu einer Kontrollbehandlung (beispielsweise Informationsbereitstellung oder Warteliste) untersucht. Im Studienvergleich zeigte sich eine Überlegenheit der psychologischen Behandlungen: im Gesamtmittel gewannen die Patienten damit 0,7 Tage pro Monat ohne Kopfschmerz hinzu. In den Studien, die wöchentlich Anfallshäufigkeiten ermittelten, ergaben sich ebenfalls weniger Kopfschmerzanfälle. Die Zahl der Patienten, die auf eine Behandlung ansprachen, war dementsprechend bei den psychologischen Behandlungen höher als in den Kontrollgruppen.
Systematische Analyse findet wirksame Linderung und weniger Kopfschmerzanfälle mit psychologischen Behandlungen wie Relaxation
Psychologische Behandlungen, schließen die Autoren, stellen somit eine Therapieoption für primäre Kopfschmerzerkrankungen dar. Die Therapien können nicht nur psychische Belastungen durch die Erkrankung lindern, sondern auch die Kopfschmerzen selbst messbar reduzieren. Gezielte Entspannungsmethoden wie etwa die Progressive Muskelrelaxation sind bereits häufiger als wirksam demonstriert worden – dies wurde also nun mit dieser systematischen Analyse, erweitert um weitere Behandlungsansätze, bestätigt.
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