Diabetes Mellitus bei Bipolarer Störung: Risiko erhöht mit Antipsychotika, niedriger mit Lithium, Lamotrigin, Oxcarbazepin und Bupropion

Original Titel:
Diabetes mellitus risk for 102 drugs and drug combinations used in patients with bipolar disorder.

Kurz & fundiert

  • Wie stehen Behandlungen der Bipolaren Störung mit Diabetesrisiko in Zusammenhang?
  • Retrospektive Analyse von 102 Medikamente und Kombinationen bei 0,5 Mio. Patienten
  • Höheres Risiko für Diabetes mellitus mit psychotropen Medikamenten und Antipsychotika
  • Niedrigeres Risiko mit Lithium, Lamotrigin, Oxcarbazepin und Bupropion Monotherapien

 

MedWiss – Wissenschaftler ermittelten, wie Behandlungen für die Bipolare Störung und Diabetesrisiko in Zusammenhang stehen. Eine retrospektive Analyse von 102 Medikamente und Kombinationen bei 0,5 Mio. Patienten ergab deutliche Unterschiede je nach Medikation. Das Risiko für Diabetes mellitus war höher mit psychotropen Medikamenten und Antipsychotika. Dagegen stehen verschiedene andere Behandlungsoptionen demnach mit einem niedrigeren Risiko für Diabetes mellitus in Zusammenhang.


Bei Patienten mit der Bipolaren Störung gibt es eine Reihe von Begleiterkrankungen, die im Laufe des Lebens häufiger als bei anderen Menschen eintreten können. Speziell die Herz-Kreislauf-Gesundheit wird unter anderem durch eine Neigung zum Metabolischen Syndrom nachteilig beeinflusst. Ebenso ist auch Diabetes mellitus ein häufiger Risikofaktor für das Herz. Solche Probleme kommen aber nicht nur durch die Grunderkrankung selbst, Lebensumstände und Verhaltenstendenzen zustande, sondern können auch durch Medikamente begünstigt werden.

Häufige Begleiterkrankungen des Stoffwechsels sind Risikofaktoren für das Herz

Wissenschaftler ermittelten nun, welchen Anteil medikamentöse Behandlungen für die Bipolare Störung an den Risiken für weitere Erkrankungen haben. Dazu analysierten sie eine lange Liste, nämlich 102 Medikamente und Kombinationen von Mitteln, mit Blick auf das dadurch beeinflusste Risiko für Diabetes mellitus. Sie führten eine retrospektive Analyse der Gesundheitsdaten von 565 253 US-amerikanischen Erwachsenen mit der Bipolaren Störung ohne vorherige Diagnosen mit Bezug auf den Zuckerstoffwechsel durch.

Vergleich von Gesundheitsdaten erwachsener Patienten mit 102 Medikamenten oder Kombinationen

Die Behandlungen umfassten Medikamente wie Lithium, Stimmungsstabilisatoren aus der Klasse der Antiepileptika, Antipsychotika und Antidepressiva. Sowohl Monotherapie als auch Kombinationen wurden berücksichtigt. Verschiedene Faktoren wie gesundheitliche Vorbedingungen und die jeweilige Therapie wurden im Vergleich zur Behandlung ohne Medikamente analysiert.

Die jährliche Rate neuer Diabetes-Diagnosen im Jahr einer Behandlung mit dem jeweiligen Medikament lag bei 3,09 % (22 951 Patienten). Das Risiko, in Abhängigkeit von der Medikation Diabetes mellitus zu entwickeln, betrug dabei zwischen 0,79 bis 2,37 – bei manchen Medikamenten war demnach das Risiko niedriger als ohne Medikament, bei manchen Mitteln dagegen höher als ohne Medikation. Ein Drittel der untersuchten Medikamente, darunter die meisten Antipsychotika, erhöhten das Risiko für Diabetes mellitus in dieser Analyse signifikant.

Ein niedrigeres Risiko zeigte sich dagegen mit Lithium, Lamotrigin, Oxcarbazepin und Bupropion in Monotherapie, sowie Antidepressiva der SSRI-Klasse (selective serotonin reuptake inhibitors) und verschiedene Kombinationen mit Bupropion und einem SSRI. Bei komplexeren Kombinationen von Medikationen (Polypharmazie) stieg typischerweise das Diabetes-Risiko an.

Niedrigeres Risiko mit Lithium, Lamotrigin, Oxcarbazepin und Bupropion Monotherapien

Die rückblickende Analyse von Behandlungs- und Gesundheitsdaten zeigte damit ein erhöhtes Risiko für Diabetes mellitus für Patienten mit der Bipolaren Störung bei Behandlungen mit Antipsychotika und psychotropen Medikationen, auch in Kombinationstherapien. Einige Medikationen wie Lamotrigin, Oxcarbazepin, Lithium und Bupropion (Monotherapie) schienen dagegen das Diabetesrisiko zu senken und sollten demnach gerade bei Patienten mit entsprechenden Risikofaktoren weiter untersucht werden.

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