Krebs und COVID-19: bestimmte Laborwerte zeigen Risiko an
Original Titel:
Clinical characteristics and risk factors associated with COVID-19 disease severity in patients with cancer in Wuhan, China: a multicentre, retrospective, cohort study
- Wissenschaftler nutzten die Daten von 232 Krebspatienten mit COVID-19 und von 519 COVID-19-Patienten ohne Krebs
- Krebspatienten hatten häufiger einen schweren COVID-19-Verlauf
- Bestimmte Laborwerte und ein fortgeschrittenes Tumorstadium erhöhten für Krebspatienten das Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf
MedWiss – Wissenschaftler stellten in der vorliegenden Studie fest, dass Krebspatienten häufiger einen schweren COVID-19-Verlauf hatten als Patienten ohne Krebserkrankung. Des Weiteren identifizierten sie Faktoren, die bei Krebspatienten mit einem erhöhten Risiko für eine schwere COVID-19 einhergingen.
Ob eine Erkrankung mit dem neuen Coronavirus (COVID-19) mild oder schwer verläuft, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Wissenschaftler aus China interessierten sich diesbezüglich speziell für Krebspatienten. Sie wollten herausfinden, ob Krebspatienten ein höheres Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf haben und welche Faktoren bei Krebspatienten mit einem schwereren Verlauf einhergingen.
Manche COVID-19-Patienten waren an Krebs erkrankt
Für ihre retrospektive, multizentrische Kohortenstudie nutzen die Wissenschaftler die Daten von 232 erwachsenen Krebspatienten mit COVID-19, die sich zwischen dem 13. Januar und dem 18. März 2020 in einem von neun Krankenhäusern in Wuhan (China) in Behandlung befanden. Als Vergleichsgruppe zogen die Wissenschaftler 519 COVID-19-Patienten heran, die im Alter, der Geschlechterverteilung und Begleiterkrankungen mit dem Krebspatienten übereinstimmten, jedoch nicht an Krebs erkrankt waren. Die Wissenschaftler verglichen die COVID-19-Patienten mit und ohne Krebs miteinander, sowie Krebspatienten mit einem schweren und Krebspatienten mit einem milden COVID-19-Verlauf.
Bestimmte Laborwerte gingen bei Krebspatienten mit einem schweren COVID-19-Verlauf einher
Beim Vergleich der verschiedenen Patientengruppen stellten die Wissenschaftler fest, dass Patienten mit Krebs häufiger eine schwere COVID-19 hatten als Patienten ohne Krebs (64 % vs. 32 %, OR: 3,61; 95 % CI: 2,59-5,04; p<0,0001). Die Risikofaktoren, die bei Patienten ohne Krebs schon länger bekannt sind, wie höheres Alter, erhöhte Interleukin-6-Werte, erhöhte Procalcitonin-Werte, erhöhte D-Dimer-Werte und niedrige Lymphozytenzahl, galten auch für Krebspatienten. Darüber hinaus gingen ein fortgeschrittenes Tumorstadium, erhöhte TNF-α-Werte, erhöhte NT-proBNP-Werte, eine erniedrigte CD4+ T-Zellzahl und ein niedriger Albumin/Globulin-Quotient mit einem erhöhten Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf bei Krebspatienten einher.
Krebspatienten hatten ein größeres Risiko für eine schweren COVID-19-Verlauf als Patienten ohne Krebs. Bestimmte Laborwerte und ein fortgeschrittenes Tumorstadium erhöhten für Krebspatienten das Risiko für eine schwere COVID-19.
[DOI 10.1016/S1470-2045(20)30309-0]
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