Bipolare Depression: Depressionslindernde Effekte ergänzender Entzündungshemmer leider zweifelhaft

Original Titel:
Minocycline and celecoxib as adjunctive treatments for bipolar depression: a multicentre, factorial design randomised controlled trial

Kurz & fundiert

  • Antiinflammatorische Behandlung von Depression bei der Bipolaren Störung?
  • Placebo-kontrollierte Multizentrenstudie mit ergänzendem Minocyclin oder Celecoxib
  • Keine Überlegenheit von Minocyclin oder Celecoxib über Placebo bei bipolarer Depression

 

MedWiss – Es ist bislang unklar, ob eine ergänzende antiinflammatorische Behandlung depressive Symptome bei der Bipolaren Störung verbessern könnte. In dieser randomisierten, Placebo-kontrollierten Multizentrenstudie wurde dies nun mit 266 Patienten mit ergänzendem Minocyclin oder Celecoxib untersucht. Die Studie fand keine Evidenz für eine Überlegenheit von Minocyclin oder Celecoxib über Placebo bei der Behandlung bipolarer Depression. Depressionslindernde Effekte einer ergänzenden entzündungshemmenden Behandlung sind demnach zweifelhaft.


Verschiedene kleine Studien haben nahegelegt, dass eine ergänzende antiinflammatorische Behandlung depressive Symptome bei der Bipolaren Störung womöglich verbessern könnte. Allerdings gibt es kaum gut aufgesetzte klinische Studien mit ausreichender Teilnehmerzahl, um die Wirksamkeit dieser Behandlungsstrategie klar zu ermitteln. Dies wurde nun in dieser Multizentrenstudie mit ergänzendem Minocyclin oder Celecoxib untersucht.

Antiinflammatorische Behandlung von Depression bei der Bipolaren Störung?

In dieser Doppelblind-Studie über 12 Wochen wurde die Behandlung randomisiert mit Placebo-Kontrolle durchgeführt. Vier ambulante psychiatrische Kliniken in Pakistan nahmen an der Studie teil. Patienten mit Bipolarer Störung Typ 1 oder 2 im Alter von 18–65 Jahren und einer depressiven Episode konnten teilnehmen. Die Teilnehmer wurden zufällig einer ergänzenden Behandlung mit entweder Minocyclin plus Celecoxib, Minocyclin plus Placebo-Celecoxib, Placebo-Minocyclin plus Celecoxib oder Placebo-Minocyclin plus Placebo-Celecoxib zugeordnet. Primär wurde die durchschnittliche Änderung der depressiven Symptome (Hamilton Depressionsbewertungs-Skala, HAM-D-17) ab Studienstart bis Woche 12 ermittelt.

Placebo-kontrollierte Multizentrenstudie mit ergänzendem Minocyclin oder Celecoxib

266 (17 %) von 1542 Patienten wurden zwischen 1. Mai 2016 und 31. März 2019 randomisiert. 68 erhielten Minocyclin plus Celecoxib. In den drei Gruppen mit Placebo-Kombinationen wurden jeweils 66 Patienten behandelt. Ab Studienbeginn bis Woche 12 reduzierten sich die depressiven Symptome (HAM-D) in allen Behandlungsgruppen (von 24,5–25,2 auf 11,3–12,8) ohne statistisch signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen. Reduktionen der HAM-D-Werte unterschieden sich nicht zwischen Patienten unter Minocyclin (mittlere adjustierte Differenz versus non-Minocyclin 1,48; 95 % Konfidenzintervall −0,41 – 3,36; p = 0,123) oder unter Celecoxib (mittlere adjustierte Differenz versus non-Celecoxib −0,74, 95 % Konfidenzintervall –2,61 – 1,14; p = 0,443). Die Rate ernster adverser Effekte unterschied sich nicht zwischen den Gruppen. Bei insgesamt 31 Teilnehmern kam es zu einem manischen Switch. Es gab zwei Fälle von Selbstverletzung und einen tödlichen Verkehrsunfall.

Keine Überlegenheit von Minocyclin oder Celecoxib über Placebo bei bipolarer Depression

Die Studie fand keine Evidenz für eine Überlegenheit von Minocyclin oder Celecoxib über Placebo bei der Behandlung bipolarer Depression. Diese große, gut kontrollierte Studie lässt somit an den therapeutischen Effekten einer ergänzenden Behandlung mit antiinflammatorischen Medikamenten in der Akutbehandlung bipolarer Depression zweifeln.

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