Corona-Nachrichten machen depressiv
Original Titel:
Exposure to Coronavirus Disease-Related Information and Mental Health Problems: A Nationwide Cross-sectional Survey in Thailand
- Wissenschaftler führten eine landesweite Online-Befragung der Allgemeinbevölkerung Thailands durch zum Thema: COVID-19-Informationen und psychische Probleme
- Die sozialen Medien stellten die Hauptquelle für COVID-19-Informationen dar
- Personen, die sich für mindestens 3 Stunden täglich mit COVID-19-Informationen befassten, hatten im Vergleich zu Personen, die dies für weniger als eine Stunde am Tag taten, ein größeres Risiko für Depressionen, Ängste und Schlaflosigkeit
MedWiss – Wer sich länger am Tag mit COVID-19-Informationen beschäftigte, hatte ein größeres Risiko, depressive Symptome oder Ängste zu entwickeln oder unter Schlaflosigkeit zu leiden. Zu diesem Ergebnis kamen Wissenschaftler in einer landesweiten Online-Befragung der Allgemeinbevölkerung Thailands.
Die Coronavirus-Pandemie geht auch an unserer Psyche nicht spurlos vorbei. Wissenschaftler aus Thailand und Kanada wollten herausfinden, ob häufige Corona-Meldungen hierbei eine Rolle spielen. In einer Studie untersuchten sie den Zusammenhang zwischen der Häufigkeit von Corona-Nachrichten und der psychischen Gesundheit während der Coronavirus-Pandemie in Thailand.
Wissenschaftler führten eine Online-Befragung durch
Die Wissenschaftler führten zwischen dem 21. April 2020 und dem 4. Mai 2020 eine landesweite Online-Befragung der Allgemeinbevölkerung Thailands durch, an der 4004 Menschen vollständig teilnahmen. Die Befragten wurden nach der Dauer, der sie sich Informationen zu COVID-19 aussetzten, in drei verschiedene Gruppen eingeteilt: < 1 h/Tag (Referenz-Gruppe: 1481 Personen, 37,0 %), 1-2 h/Tag (1644 Personen, 41,1 %) und ≥ 3 h/Tag (879 Personen, 22,0 %). Die Wissenschaftler verwendeten verschiedene Fragebögen, um Depressionen (Patient Health Questionnaire), Ängste (Generalized Anxiety Disorder Scale), wahrgenommenen Stress (Perceived Stress Scale) und Schlaflosigkeit (Insomnia Severity Index) zu erfassen. Sie untersuchten den Zusammenhang zwischen den genannten psychischen Problemen und der Menge an Informationen zu COVID-19.
Häufige COVID-19-Informationen erhöhten das Risiko für Depressionen, Ängste und Schlaflosigkeit
Bei der Befragung stellten die Wissenschaftler fest, dass die sozialen Medien die Hauptquelle der Informationen zu COVID-19 waren (95,3 %), gefolgt von den traditionellen Medien (68,7 %) und Familienmitgliedern (34,9 %). Auffällig war, dass die Personen, die für mindestens 3 Stunden am Tag Corona-Meldungen ausgesetzt waren, ein größeres Risiko hatten, depressive Symptome (aOR: 1,35; 95 % KI: 1,03–1,76; p = 0,031) oder Ängste (aOR: 1,88; 95 % KI: 1,43–2,46; p < 0,001) zu entwickeln oder unter Schlaflosigkeit (aOR: 1,52; 95 % KI: 1,17–1,97; p = 0,001) zu leiden, als die Personen, die sich maximal eine Stunde täglich mit Corona-Nachrichten auseinandersetzten. Patienten, die sich 1-2 Stunden täglich mit Informationen zu COVID-19 befassten, hatten hingegen lediglich ein größeres Risiko für Ängste (aOR: 1,35; 95 % KI: 1,08–1,69; p = 0,008). Zwischen der Menge an Corona-Meldungen und dem wahrgenommenen Stress konnten die Wissenschaftler keinen Zusammenhang feststellen.
Personen, die länger am Tag COVID-19-Informationen, besonders in sozialen Medien, ausgesetzt waren, litten somit häufiger an Depressionen, Ängsten und Schlaflosigkeit. Es scheint demnach ratsam zu sein, sich ab und zu eine Corona-Pause zu gönnen und sich auf die wichtigsten Nachrichten aus seriösen Quellen zu konzentrieren.
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