Disease-Management-Programme nur geringfügig erfolgreicher als Regelversorgung
Original Titel:
Einfluss des Disease-Management-Programms auf den HbA1c-Wert bei Typ-2-Diabetes-mellitus-Patienten: Ein retrospektiver Vergleich zwischen Disease Management Programm und Regelversorgung
MedWiss – Patienten mit Typ-2-Diabetes, die an einem strukturiertem Behandlungsprogramm, einem Disease-Management-Programm (DMP), teilnahmen, wiesen einen nur geringfügig niedrigeren Langzeitblutzuckerwert als Patienten ohne Programmteilnahme auf. Weitere Analysen sollten stattfinden, um herauszufinden, warum beispielsweise gerade jüngere Patienten oder solche, die von einem Diabetologen behandelt wurden, mehr von dem DMP-Programm profitierten.
Mit dem Begriff Disease-Management-Programm (DMP) werden strukturierte Behandlungsprogramme für chronisch kranke Menschen beschrieben, die den Behandlungsablauf und die Qualität der Versorgung für Patienten verbessern sollen. Im Rahmen eines DMPs werden chronische kranke Patienten strukturiert und kontinuierlich medizinisch betreut. Auf diese Weise sollen Folgeschäden der Krankheit reduziert und die Lebensqualität der Patienten verbessert werden. Die Teilnahme an einem DMP ist sowohl für Patienten als auch für die Ärzte freiwillig. Möchte ein Patient an einem DMP teilnehmen, wird von ihm eine aktive Teilnahme vorausgesetzt.
Deutsche Forscher aus Haar, Frankfurt und München untersuchten nun DMPs im Vergleich zu der Regelversorgung. Dabei interessierte sie die Auswirkung auf den Langzeitblutzuckerwert (HbA1c-Wert) bei Patienten mit Typ-2-Diabetes in Deutschland.
Durch Teilnahme am DMP-Programm sank Langzeitblutzuckerwert um 0,1 %
Für ihre Analyse konnten sie auf Daten von 14759 Patienten zurückgreifen, von denen 5875 an einem DMP teilnahmen und 8884 die normale Regelversorgung erhielten. Die Ergebnisse zeigten, dass die Patienten in der DMP-Gruppe ihren Langzeitblutzuckerwert von anfänglich 8,1 % auf 7,1 %, also um 1 % senken konnten. Der Langzeitblutzuckerwert der Patienten, die normal betreut wurden, sank hingegen von 8,1 % auf 7,2 % um 0,9 %. Weitergehende Analyse zeigten, dass Patienten insbesondere dann von dem DMP profitierten, wenn sie jünger waren und bei einem Facharzt für Diabetologie (Diabetologe) in Behandlung waren. In welchem Ausmaß der Langzeitblutzuckerwert der Patienten gesenkt werden konnte, war auch davon abhängig, wie hoch der Wert zu Studienbeginn war.
Patienten mit Typ-2-Diabetes, die an einem Disease-Management-Programm teilnehmen, weisen eine höhere Reduktion des Langzeitblutzuckerwertes auf als Patienten, die an der Regelversorgung teilnehmen. Da der Langzeitblutzuckerwert in der DMP-Gruppe allerdings nur um 0,1 % mehr als in der Gruppe mit der Normalversorgung gesenkt werden konnte, ist fraglich, inwiefern die beobachteten Unterschiede für die Patienten tatsächlich von Bedeutung sind. Weitere Analysen sind notwendig, um herauszufinden, warum manche Gruppen (jüngere Patienten, Patienten unter Behandlung bei einem Diabetologen) mehr von den Programmen profitieren, als andere.
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