Erhöhtes Corona-Risiko für HIV-Patienten: Plädoyer für Impf-Priorität
Original Titel:
Epidemiology and outcomes of COVID-19 in HIV-infected individuals: a systematic review and meta-analysis
- Wie hoch ist das Risiko für Coronavirus-Infektion und schwerste Verläufe von COVID-19 bei HIV?
- Systematischer Review und Meta-Analyse
- 22 Studien, 21 Mio. Menschen
- Erhöhtes Infektionsrisiko (Risikorate 1,24)
- Erhöhte Mortalität bei COVID-19 (Risikorate 1,78)
- Impfpriorität für HIV-positive Menschen sinnvoll
MedWiss – Wie anfällig sind Menschen mit HIV-Infektion für eine Infektion mit dem neuen Coronavirus SARS-CoV-2? Dies wurde in einem systematischen Review mit Meta-Analyse über 22 Studien und 21 Mio. Menschen untersucht. Die Daten zeigten ein signifikant erhöhtes Infektions- und Sterberisiko für HIV-positive Menschen im Vergleich zu HIV-negativen Kontrollen. Die Autoren plädieren für höhere Impfpriorität für Menschen mit HIV-Infektion.
Wie anfällig Menschen mit HIV-Infektion für eine Infektion mit dem neuen Coronavirus SARS-CoV-2 sind und wie wahrscheinlich schwere und fatale Verläufe mit dieser Vorerkrankung sind, ist weitgehend unbekannt. Zum einen ist das Immunsystem der Patienten aufgrund der chronischen HIV-Infektion nicht vergleichbar mit dem eines gesunden Menschen ähnlichen Alters. Zum anderen wird die HIV-Infektion aber auch mit antiretroviralen Medikamenten behandelt, die teils auch experimentell bei der Behandlung von COVID-19 zum Einsatz kamen.
Wie hoch ist das Risiko für Coronavirus-Infektion und schwerste Verläufe von COVID-19 bei HIV?
Forscher führten daher nun einen systematischen Review und eine Meta-Analyse durch, um die Epidemiologie einer SARS-COV-2/HIV-Koinfektion zu ermitteln und einzuschätzen, wie hoch die Mortalität infolge von COVID-19 in diesem Fall ist. Dazu durchsuchten sie die medizin-wissenschaftlichen Datenbanken PubMed, SCOPUS, OVID und Cochrane Library sowie die PrePrint-Datenbank medRxiv, in der Artikel zu finden sind, die noch kein Review-Verfahren durchlaufen haben und entsprechend noch mit mehr Vorsicht zu betrachten sind. Studien mit Veröffentlichung zwischen 1. Januar 2020 und 12. Dezember 2020 wurden berücksichtigt.
Systematischer Review und Meta-Analyse über 22 Studien
22 Studien über insgesamt 20 982 498 Menschen, durchgeführt in Nordamerika, Afrika, Europa und Asien, konnten analysiert werden. Das durchschnittliche Alter der untersuchten Menschen (Median) betrug 56 Jahre. 50 % waren Männer. HIV-positive Menschen hatten ein signifikant höheres Risiko für eine Coronavirus-Infektion (Risikorate, RR: 1,24; 95 % Konfidenzintervall, CI: 1,05 – 1,46) sowie dafür, an der Erkrankung COVID-19 zu sterben (RR: 1,78; 95 % CI: 1,21 – 2,60) als HIV-negative Menschen. Ob die HIV-Medikamente, die aktuell im Kampf gegen COVID-19 untersucht werden, wie Tenofovir und Proteaseinhibitoren, Menschen mit HIV-Infektion einen Vorteil bieten könnten, also etwa das Risiko einer SARS-CoV-2-Infektion oder Tod infolge von COVID-19 zu reduzieren, blieb in der Analyse dagegen unklar.
Erhöhtes Infektions- und Mortalitäts-Risiko für HIV-positive Menschen
Demnach zeigte sich eine HIV-Infektion als signifikanten Risikofaktor für Infektion mit SARS-CoV-2 und ein höheres Risiko, aufgrund von COVID-19 zu sterben. Die Autoren plädieren aufgrund dieser Ergebnisse dafür, HIV-positive Menschen für eine schnellere Impfung gegen SARS-CoV-2 zu berücksichtigen.
[DOI: 10.1038/s41598-021-85359-3]
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