Corona: Omega-3 für kritisch Erkrankte?
Original Titel:
The effect of omega-3 fatty acid supplementation on clinical and biochemical parameters of critically ill patients with COVID-19: a randomized clinical trial
- Mehrfach ungesättigte Omega-3-Fettsäuren (n3-PUFAs) gegen Inflammation bei COVID-19?
- Randomisierte Doppelblind-Studie mit 128 kritisch kranken COVID-19-Patienten
- Höhere Überlebensrate mit n3-PUFA
- Verbesserungen in Blutgaswerten und Parametern der Nierenfunktion
MedWiss – Omega-3-Fettsäuren sind seit Jahren in Diskussion beispielsweise bei entzündlichen Erkrankungen. Iranische Forscher untersuchten nun in einer randomisiert kontrollierten Studie, ob damit auch die Behandlung kritisch erkrankter COVID-19-Patienten unterstützt werden könnte. Demnach verbesserten sich Blutgaswerte und Marker der Nierenfunktion mit der Supplementation. Patienten der Behandlungsgruppe hatten zudem eine signifikant erhöhte Überlebensrate. Weitere Studien sollen die Ergebnisse nun überprüfen.
Mehrfach ungesättigte Omega-3-Fettsäuren (n3-PUFAs) werden seit Jahren unter verschiedenen Aspekten untersucht. Diskutiert wird ihre Rolle beispielsweise bei Herz-Kreislauferkrankungen, Depression und entzündlichen Autoimmunerkrankungen wie Multipler Sklerose. Auch bei Virusinfektionen könnten die speziellen Fettsäuren einen vorteilhaften Einfluss auf das Immunsystem haben. Im Iran wurde nun in einer randomisierten klinischen Studie untersucht, ob eine Ergänzung mit n3-PUFAs positiv auf inflammatorische und biochemische Marker bei kritisch erkrankten Patienten mit COVID-19 einwirkt.
Mehrfach ungesättigte Omega-3-Fettsäuren (n3-PUFAs) gegen Inflammation bei COVID-19?
In dieser doppelblind und randomisiert durchgeführten klinischen Studie wurden kritisch erkrankte COVID-19-Patienten zufällig der Ergänzung mit einer n3-PUFA-Lösung oder der Kontrolle zugeordnet. Analysiert wurde das Überleben nach einem Monat, sowie verschiedene klinische Werte wie Blut-Glukose, Natrium (Na), Kalium (K), Creatinin (Cr), Albumin, Hematokrit (HCT), Kalzium (Ca), Phosphor (P), der durchschnittliche Blutdruck (MAP), Blut-Harnstickstoff (BUN), Sauerstoffsättigung (O2sat), arterieller pH, partieller Sauerstoffdruck (PO2), partieller Kohlendioxiddruck (PCO2), Bicarbonat (HCO3), Basenüberschuss (Be), die Zahl weißer Blutkörperchen (WBCs), Hämoglobin (Hb), Glasgow Coma Score (GCS), die Zahl der Blutplättchen (Plt) und die partielle Thromboplastinzeit (PTT). Sämtliche Werte wurden zu Beginn der Studie sowie 14 Tage nach der n3-PUFA-Behandlung ermittelt.
Randomisierte Doppelblind-Studie mit 128 kritisch kranken COVID-19-Patienten
128 kritisch kranke Patienten wurden in Behandlungs- (n = 42) und Kontrollgruppe (n = 86) aufgeteilt. In der abschließenden Analyse konnten 101 Patienten (28 mit n3-PUFA, 73 in der Kontrollgruppe) berücksichtigt werden. Das durchschnittliche Alter der Patienten betrug 66 (n3-PUFA) bzw. 64 (Kontrolle) Jahre.
Die Behandlungsgruppe hatte eine signifikant höhere Überlebensrate nach einem Monat (21 % vs. 3 %; p = 0,003). Auch Blutgaswerte wie arterieller pH, HCO3 und Be waren signifikant höher:
- arterieller pH (n3-PUFA vs. Kontrolle): 7,30 vs. 7,26; p = 0,01
- HCO3: 22,00 vs. 18,17; p = 0,01
- Be: −4,97 vs. −3,59; p = 0,01
Marker der Nierenfunktion wie BUN und Cr fielen signifikant niedriger mit n3-PUFA als in der Kontrollgruppe aus:
- BUN: 35,17 vs. 43,19; p = 0,03
- Cr: 1,29 vs. 1,68; p = 0,02
Bei den Serum-Elektrolyten war der Kalium-Wert in der Behandlungsgruppe reduziert (4,00 vs. 4,14; p = 0,01).
Verbesserungen in Blutgaswerten und Parametern der Nierenfunktion sowie höhere Überlebensrate mit Omega-3
Die Supplementation mit Omega-3-Fettsäuren (n3-PUFA) verbesserte demnach in der hier untersuchten Patientengruppe verschiedene klinische Marker und Messwerte und schien sich positiv auf die Überlebensrate bei kritisch erkrankten Patienten mit COVID-19 auszuwirken. Weitere klinische Studien sind demnach wünschenswert.
[DOI: 10.1186/s12967-021-02795-5]
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