Grippeschutzimpfung: Neue Richtlinie verbessert Versorgung älterer Menschen
Die seit dem 1. April 2021 geltende Schutzimpfungs-Richtlinie des Bundesgesundheitsministeriums stellt klar: Gesetzlich Versicherte ab 60 Jahren sollen im Rahmen ihrer Grippeschutz-Impfung den Hochdosis-4-fach-Influenzaimpfstoff erhalten. Die Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG) begrüßt die neue Richtlinie sehr, sieht aber noch weiteres Verbesserungspotenzial.
In den letzten Monaten hat sich in Deutschland bereits einiges getan in puncto Versorgungssicherheit älterer Menschen: Zunächst wurde der Hochdosis-4-fach-Influenzaimpfstoff für Personen ab 65 Jahren zugelassen, Ende Februar wurde die Zulassung auf die 60- bis 64-Jährigen erweitert. „Aus geriatrischer Perspektive sind das sehr positive Entwicklungen, denn sie tragen den besonderen Bedürfnissen älterer Menschen besser Rechnung. Denn zum einen sind die Älteren besonders gefährdet, eine Influenza-Infektion zu entwickeln, zum anderen haben sie eine deutlich höhere Sterblichkeit, wenn sie infiziert sind. Bis zu 90 Prozent aller Grippe-Toten sind älter als 60 Jahre“, erklärt Dr. Anja Kwetkat, Direktorin der Klinik für Geriatrie am Universitätsklinikum Jena und Sprecherin der DGG-Arbeitsgruppe Impfen. Gleichzeitig sinke die Wirksamkeit der Grippeimpfung mit zunehmendem Lebensalter, so die Geriaterin. Der neue Hochdosis-Impfstoff, der im Vergleich zum normalen Influenza-Impfstoff die vierfache Antigenmenge enthält, wirkt dem durch seine stärkere Wirksamkeit entgegen.
Empfehlung weiterer stärker wirksamer Impfstoffe könnte Versorgungslage weiter verbessern
Dennoch sieht Dr. Kwetkat Verbesserungspotenzial bei der Grippeimpfung älterer Menschen hierzulande: „Neben dem Hochdosis-Impfstoff gibt es weitere Grippe-Impfstoffe mit einer verbesserten Wirksamkeit bei Älteren. Diese könnten z. B. eingesetzt werden, um eventuelle Versorgungsengpässe auszugleichen.“ Diese sind durchaus zu befürchten, da es für den Hochdosis-Impfstoff nur einen einzigen Hersteller gibt. Die Ständige Impfkommission STIKO bescheinigt in ihrer wissenschaftlichen Stellungnahme dem adjuvantierten 4-fach-Influenza-Impfstoff ebenfalls eine bessere Wirksamkeit, kritisiert aber die bisher weniger gute Datenlage als beim Hochdosis-Impfstoff. „In Großbritannien etwa belegen die sogenannten Real World Data, dass der adjuvantierte Impfstoff eine überlegene Wirksamkeit gegenüber dem Standard-Impfstoff hat, denn dort wurde er bereits für die Älteren empfohlen und entsprechend eingesetzt. Wenn man diesen Impfstoff hierzulande zumindest bei Engpässen als Ersatz nutzen würde, wäre das aus meiner Sicht die bessere Alternative, als sich in diesem Falle nur auf den Standard-Impfstoff zu stützen – mit den bekannten Nachteilen“, so die Geriaterin.
Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG)
Die Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG) ist die wissenschaftliche Fachgesellschaft der Ärzte, die sich auf die Medizin der späten Lebensphase spezialisiert haben. Wichtige Schwerpunkte ihrer Arbeit sind unter anderem Bewegungseinschränkungen und Stürze, Demenz, Inkontinenz, Depressionen und Ernährungsfragen im Alter. Häufig befassen Geriater sich auch mit Fragen der Arzneimitteltherapie von alten Menschen und den Wechselwirkungen, die verschiedene Medikamente haben. Bei der Versorgung geht es darum, den alten Menschen ganzheitlich zu betreuen und ihm dabei zu helfen, so lange wie möglich selbstständig und selbstbestimmt zu leben. Die DGG wurde 1985 gegründet und hat heute rund 1.700 Mitglieder.
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https://www.dggeriatrie.de/presse/pressemeldungen/1778-pm-grippeschutzimpfung-ne…