Erhöhen Immuncheckpoint-Inhibitoren das COVID-19-Risiko?

Original Titel:
Risk of COVID-19 in patients with cancer receiving immune checkpoint inhibitors

Kurz & fundiert

  • Wissenschaftler verglichen 1545 Krebspatienten mit Immuncheckpoint-Inhibitoren mit 20 418 Krebspatienten, die nicht mit Immuncheckpoint-Inhibitoren behandelt wurden
  • Immuncheckpoint-Inhibitoren erhöhten nicht das Risiko, an COVID-19 zu erkranken

 

MedWiss – Eine Therapie mit Immuncheckpoint-Inhibitoren erhöhte nicht das Risiko für COVID-19. Zu diesem Ergebnis kamen Wissenschaftler bei einem Vergleich zwischen Krebspatienten mit Immuncheckpoint-Inhibitoren und Krebspatienten ohne solche Medikamente.


Bestimmte Erkrankungen und deren Behandlungen können das Risiko für COVID-19 erhöhen. Besonders Therapien, die in das Immunsystem eingreifen, werden kritisch betrachtet. Wissenschaftler aus den USA untersuchten, ob eine Behandlung mit Immuncheckpoint-Inhibitoren das COVID-19-Risiko für Krebspatienten erhöht.

Wissenschaftler verglichen das COVID-19-Risiko von Krebspatienten mit und ohne Immuncheckpoint-Inhibitoren

Die Wissenschaftler analysierten die Daten von 1 545 Krebspatienten, die sich zwischen dem 1. Juli 2019 und dem 29. Februar 2020 einer Behandlung mit Immuncheckpoint-Inhibitoren (ICI-Gruppe) unterzogen. 20 418 Personen ohne eine solche Therapie, die jedoch im Alter, Geschlecht und der Krebskategorie (maligne hämatologische Erkrankungen oder solide Tumore) mit der ICI-Gruppe übereinstimmten, dienten als Vergleichsgruppe. Die Patienten waren durchschnittlich 66,6 Jahre alt. 41,9 % waren Frauen. Die Wissenschaftler untersuchten, wie häufig zwischen dem 01. März und dem 19. Juni 2020 COVID-19-Fälle in beiden Gruppen auftraten und verglichen die Mortalität der Patientengruppen.

Immuncheckpoint-Inhibitoren erhöhten nicht das COVID-19-Risiko

Bei der Auswertung stellten die Wissenschaftler fest, dass 22 Patienten der ICI-Gruppe (1,4 %) und 213 Patienten der Vergleichsgruppe (1,0 %) an COVID-19 erkrankten (p = 0,16). Genauere Analysen – unter Berücksichtigung der Demografie, Komorbiditäten und der lokalen Infektionsraten – kamen zu dem Ergebnis, dass Immuncheckpoint-Inhibitoren das Risiko für COVID-19 nicht erhöhten. Auch auf das Sterberisiko hatten sie keinen signifikanten Einfluss.

Immuncheckpoint-Inhibitoren erhöhten somit nicht das Risiko, an COVID-19 zu erkranken. Die Daten deuten demnach nicht darauf hin, dass eine solche Behandlung aufgrund der Coronaviruspandemie grundsätzlich ausgeschlossen werden sollte.

[DOI: 10.1002/onco.13768]

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