Politische Pandemie-Entscheidungen: Wichtig für die psychische Gesundheit?
Original Titel:
Government response moderates the mental health impact of COVID-19: A systematic review and meta-analysis of depression outcomes across countries
- Welche Rolle spielen politische Pandemie-Entscheidungen für die psychische Gesundheit der Bevölkerung eines Landes?
- Systematischer Review über 33 Länder
- Stringenz und Geschwindigkeit von Regierungsmaßnahmen
- Länder mit niedrigem, mittlerem und hohem Einkommen, Analyse über 640 037 Personen
- Prävalenz klinisch relevanter depressiver Symptome
- Die politische Strategie beeinflusste die psychische Gesundheit, unabhängig vom Einkommen der Länder
MedWiss – Forscher untersuchten in einem systematischen Review, ob schnelle Regierungsmaßnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie für die mentale Gesundheit ihrer Bevölkerung förderlich gewesen sein könnten. Dies wurde anhand der Rate depressiver Symptome in einem systematischen Review analysiert. Die Prävalenz klinisch signifikanter depressiver Symptome war signifikant niedriger in solchen Ländern, deren Regierungen rasch eine stringente Strategie in Reaktion auf die Pandemie umsetzten, zeigte die Studienanalyse.
Die Coronavirus-Pandemie ist eine Krise der öffentlichen, wirtschaftlichen und der psychischen Gesundheit jedes Landes. Forscher untersuchten nun die Hypothese, dass eine rasche Umsetzung stringenter Maßnahmen durch Regierungen zur Reduktion der Virustransmission für die mentale Gesundheit förderlich sein könnte. Dies wurde anhand der Rate depressiver Symptome in einem systematischen Review analysiert.
Welche Rolle spielen politische Pandemie-Entscheidungen für die psychische Gesundheit in einem Land?
Für den systematischen Review ermittelten die Wissenschaftler Studien, aus denen Unterschiede zwischen Regierungsmaßnahmen in Bezug auf Stringenz und Zeitverlauf zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie hervorgingen und wie dies die Prävalenz depressiver Symptome in 33 Ländern beeinflusste. Die Maßnahmen der Regierungen wurden mit Hilfe eines standardisierten Stringenz-Index (Oxford COVID-19 Government Response Index) klassifiziert.
Systematischer Review zu Stringenz und Geschwindigkeit von Regierungsmaßnahmen und depressiven Symptomen in 33 Ländern
Die Forscher analysierten Daten aus 6 Ländern niedrigen bis mittleren Einkommens, 9 Ländern mit höher-mittlerem Einkommen und 18 Ländern mit höherem Einkommen, mit insgesamt 640 037 betrachteten Personen.
Der Anteil der insgesamt betrachteten Studienteilnehmer mit klinisch signifikanten depressiven Symptomen betrug 21,39 % (95 % Konfidenzintervall: 19,37 – 23,47). Die Prävalenz klinisch signifikanter depressiver Symptome war signifikant niedriger in solchen Ländern, deren Regierungen rasch eine stringente Strategie in Reaktion auf die Pandemie umsetzten. Der moderierende Effekt der Regierungsmaßnahmen blieb auch signifikant, nachdem die nationale Häufigkeit von COVID-Fällen zum Beginn der Studie, Zugang zu und Qualität von Gesundheitsversorgung und der Einschluss von COVID-19-Patienten in die Studie berücksichtigt wurden.
Unabhängig vom Einkommen der Länder beeinflusste die politische Strategie die psychische Gesundheit
Die Dauer von Lockdown-Phasen wurde hier nicht berücksichtigt. Auch die nur rückblickende Einschätzung der Stärke depressiver Symptome ist eine Limitation der Analyse. Die Daten sprechen allerdings dafür, dass rasche und konsequente Maßnahmen gegen die Coronavirus-Pandemie nicht nur der Gesundheit mit Blick auf die Virus-Infektion, sondern auch für die psychische Gesundheit der Bevölkerung von Vorteil gewesen sein könnten.
[DOI: 10.1016/j.jad.2021.04.050]
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