Prostatakrebs: Aufklärung beeinflusst Therapie

Original Titel:
It's all in the name: Does nomenclature for indolent prostate cancer impact management and anxiety?

Kurz & fundiert

  • 718 Männer nahmen an einer Online-Umfrage teil, bei der sie sich vorstellen sollten, die Diagnose low-grade Prostatakrebs (Grade Group 1/ Gleason Score 6) erhalten zu haben
  • Männer, bei denen der low-grade Prostatakrebs mit Grade Group 1 bezeichnet wurde, hatten weniger Diagnose-bezogene Ängste, nahmen die Erkrankung als weniger schwer wahr und wollten seltener eine sofortige Behandlung als Männer, bei denen der Krebs stattdessen mit Gleason Score 6 angegeben wurde
  • Die Unterschiede nahmen ab, wenn die Männer mehr über die Erkrankung aufgeklärt wurden

 

MedWiss – Bezüglich der Ängste, der wahrgenommenen Schwere der Erkrankung und der Therapiewahl machte es einen Unterschied, ob der low-grade Prostatakrebs mit Gleason Score 6 oder Grade Group 1 bezeichnet wurde. Diese Unterschiede nahmen jedoch ab, wenn die Männer mehr über die Erkrankung aufgeklärt wurden.


Es gibt verschiedene Nomenklaturen, um die Aggressivität von Prostatakrebs zu klassifizieren: Gleason Score und Grade Group. Der Gleason Score setzt sich aus zwei Ziffern zusammen, dessen Summe Werte von 2 bis 10 erreichen kann. Während 2 für eine geringe Aggressivität spricht, gilt 10 als der ungünstigste Wert. Eine neuere Nomenklatur ist die Grade Group. Diese richtet sich nach dem Gleason Score. Es gibt Grade Group 1-5. Grade Group 1 entspricht einem Gleason Score von 6. Entsprechend gehört ein Gleason Score von 10 in die Grade Group 5. Prostatakrebs mit Gleason Score 6 bzw. Grade Group 1 zählt zu dem low-grade Prostatakrebs und hat eine gute Prognose. Wissenschaftler aus den USA untersuchen, ob es für die Wahrnehmung der Patienten einen Unterschied macht, ob der Prostatakrebs mit dem Gleason Score oder mit der Grade Group klassifiziert wird.

718 Männer nahmen an eine Online-Umfrage teil

Die Wissenschaftler baten Männer ohne Prostatakrebs, an einer Online-Befragung teilzunehmen. Bei dieser Befragung ging es um ein hypothetisches klinisches Szenario. Sie sollten sich vorstellen, die Diagnose eines low-grade Prostatakrebses erhalten zu haben. Dabei nutzen sie verschiedene Nomenklaturen (Gleason-Score vs. Grade Group). 718 Männer folgten der Bitte und nahmen an der Umfrage teil. Die Wissenschaftler interessierte vor allem, ob die Nomenklatur des low-grade Prostatakrebses die Therapiewahl und die Diagnose-bezogenen Ängste (auf einer Skala von 1 bis 100) beeinflusste.

Therapiewahl und Ängste: Nomenklatur macht einen Unterschied

Bei der Auswertung der Fragebögen stellten die Wissenschaftler fest, dass die Befragten seltener eine sofortige Behandlung der aktiven Beobachtung vorziehen würden, wenn der Krebs mit Grade Group 1 statt mit Gleason Score 6 betitelt wurde. Zudem waren die Diagnose-bezogenen Ängste und die wahrgenommene Schwere der Erkrankung bei den Befragten geringer, wenn von Grade Group 1 statt von Gleason Score 6 die Rede war. Die Unterschiede nahmen ab, wenn die Befragten mehr über die Erkrankung aufgeklärt wurden.

Die Nomenklatur eines low-grade Prostatakrebses hatte somit in diesem hypothetischen Szenario Einfluss auf die Wahrnehmung der Erkrankung und auf die Therapiewahl. Der Einfluss der Nomenklatur war geringer, wenn die Männer mehr über die Erkrankung aufgeklärt wurden. Dies zeigt, wie wichtig eine umfassenden Beratung und eine klare Kommunikation zwischen Arzt und Patient ist.

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