Degarelix vs. Goserelin plus Bicalutamid – Welche Hormontherapie lindert Harntraktbeschwerden bei Patienten mit fortgeschrittenem Prostatakrebs besser?
Original Titel:
Degarelix Versus Goserelin Plus Bicalutamide in the Short-Term Relief of Lower Urinary Tract Symptoms in Prostate Cancer Patients: Results of a Pooled Analysis.
Bei Patienten mit Prostatakrebs kommt es häufig zu einer Vergrößerung der Prostata. Diese Drüse (Vorsteherdrüse) liegt genau unterhalb der Blase. Deshalb kann eine Prostatavergrößerung die Harnröhre einengen, sodass es zu Beschwerden beim Wasserlassen kommen kann. Man spricht dabei von den sogenannten Symptomen des unteren Harntraktes oder kurz LUTS (Lower Urinary Tract Symptoms). LUTS umfasst sowohl Störungen der Speicherung des Urins in der Harnblase als auch der Blasenentleerung. So kann es trotz starkem Harndrang zu verzögertem Einsetzen der Blasenentleerung kommen, oft begleitet von einem schwachen Harnstrahl, einer verlängerter Dauer der Blasenentleerung, einem Restharnempfinden und nachtröpfelndem Urin. Die von LUTS betroffenen Patienten leiden unter häufigem Wasserlassen am Tag, nächtlichem Wasserlassen und einem überfallsartigen Bedürfnis, die Blase leeren zu müssen, mit oder ohne Inkontinenz.
Forscher untersuchten den Einfluss verschiedener Hormontherapien auf die Beschwerden beim Wasserlassen
Britische Mediziner haben nun untersucht, ob die mit LUTS einhergehenden Beschwerden bei Patienten mit Prostatakrebs durch die Behandlung mit einer Hormontherapie (mit den Wirkstoffen Degarelix oder Goserilin und Bicalutamid) gelindert werden könnten. Diese Medikamente senken die männlichen Geschlechtshormone, wodurch das Wachstum der Prostatazellen und der Krebszellen gehemmt wird.
Die Mediziner haben dafür Daten ausgewertet, die bereits in früheren klinischen Studien an Patienten mit Prostatakrebs erfasst wurden. Diese Patienten bekamen einmal monatlich über einen Zeitraum von 12 Wochen einen Wirkstoff der Hormontherapie. 289 Männer wurden mit Degarelix (240/80 mg) und 174 Männer mit Goserelin (3,6 mg) plus Bicalutamid (50 mg) behandelt. Nach jeweils 4, 8 und 12 Wochen wurden die LUTS-Beschwerden untersucht und mit den Beschwerden zu Beginn der Behandlung verglichen. Dabei wurde ein spezielles internationales Prostata-Symptom-Punktesystem genutzt, mit dem die einzelnen auftretenden Beschwerden beim Wasserlassen bewertet wurden. Auch die Verträglichkeit, d. h. das Auftreten von unerwünschten Nebenwirkungen aufgrund der hormonsenkenden Medikamente, wurde bei den Prostatakrebs-Patienten untersucht.
Degarelix linderte Beschwerden besser als Goserelin plus Bicalutamid
Die Auswertung der Untersuchungen zeigte, dass die Gabe von Degarelix die LUTS-Beschwerden der Patienten im Vergleich zur Goserelin-Gabe nach 12 Wochen deutlich verringern konnte. Besonders die Patienten mit fortgeschrittenem Prostatakrebs, bei denen die Schwierigkeiten beim Wasserlassen mäßig bis stark ausgeprägt waren, konnten von einer deutlichen Linderung dieser Probleme durch die Degarelix-Behandlung profitieren. Besonders stark ausgeprägt war der Therapieerfolg mit Degarelix nach 4 Wochen, was bedeutet, dass die LUTS-Beschwerden durch Degarelix schneller gelindert werden konnten als mit Goserelin. Beide Hormonbehandlungen hatten keinen Einfluss auf die Größe der Prostata. Des Weiteren waren beide Therapien gut verträglich. Nur 2 % der Patienten waren von Nebenwirkungen betroffen, die sich auf Infektionen der Harnwege beschränkten.
Die Mediziner schlussfolgern, dass Beschwerden beim Wasserlassen, kurz LUTS, bei Patienten mit fortgeschrittenem Prostatakrebs frühzeitiger und deutlich besser gelindert werden konnten, wenn eine Behandlung mit dem hormonsenkenden Medikament Degarelix anstatt Goserelin plus Bicalutamid erfolgte.
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