Pflanzliche Arzneimittel verlangsamen möglicherweise Fortschreiten von Prostatakrebs
Original Titel:
A Placebo-Controlled Double-Blinded Randomized Pilot Study of Combination Phytotherapy in Biochemically Recurrent Prostate Cancer.
MedWiss – Viele Männer mit Prostatakrebs greifen zu pflanzlichen Arzneimittel, um das Fortschreiten der Erkrankung hinauszuzögern. Die Wirksamkeit dieser Präparate ist jedoch noch nicht hinreichend belegt. Erste Ergebnisse zeigen einen leichten Trend zu einem verzögerten Krankheitsfortgang, wenn pflanzliche Arzneimittel eingenommen wurden. Dieser Trend muss jedoch noch im großen Maßstab überprüft und bestätigt werden.
Die Behandlung von Prostatakrebs erfolgt üblicherweise mittels Bestrahlung, Hormonentzugstherapie oder Operation. Ein im Blut nachweisbares Tumormerkmal zur Beobachtung des Krankheitsverlaufs bei Prostatakrebs ist das sogenannte prostataspezifische Antigen (PSA). Kommt es nach einer zunächst erfolgreichen Behandlung dennoch zum Anstieg dieses Tumormerkmals im Blut, spricht man von einem biochemischen Krankheitsrückfall, d. h. der Prostatakrebs schreitet fort. Häufig verwenden die betroffenen Männer dann pflanzliche Arzneimittel, wie z. B. Kräuterpräparate, um die Bildung von Tumorabsiedlungen (Metastasen) im Körper zu verzögern und weitere aggressive Therapien mit unerwünschten Nebenwirkungen, wie z. B. die körperlich sehr belastende Chemotherapie, erstmal zu vermeiden. Somit sind die pflanzlichen Arzneimittel, sogenannte Phytotherapeutika, in den Fokus der Forschung gerückt. Bisher gab es zwar vielversprechende Ergebnisse, eine Empfehlung konnte aus diesen jedoch noch nicht abgeleitet werden. Einen weiteren Beitrag zu dieser Thematik lieferten australische und amerikanische Forscher in einer Pilot-Studie. Sie untersuchten, inwiefern sich pflanzlichen Arzneimitteln auf den PSA-Anstieg von Prostatakrebs-Patienten auswirkten. Dabei wurden Behandlungen mit Kurkuma, auch Gelbwurz genannt, Resveratrol, eine Gruppe von Stoffen, die in roten Trauben vorkommen, Grünem Tee und Brokkoli-Keimlingen berücksichtigt.
22 Prostatakrebs-Patienten bekamen entweder ein pflanzliches Arzneimittel oder ein Placebo
Insgesamt wurden 22 Männer mit Prostatakrebs, die einen biochemische Krankheitsrückfall und somit mäßig steigende PSA-Werte im Blut (Verdoppelung des PSA innerhalb von 4 bis 15 Monaten), und keine nachweisbaren Metastasen hatten, in diese Studie aufgenommen. Sie wurden in 2 Gruppen unterteilt und bekamen über einen Zeitraum von 12 Wochen entweder Behandlung mit pflanzlichen Arzneimitteln oder ein Scheinmedikament (Placebo) verabreicht. Dabei haben die Forscher auch die Machbarkeit dieser Studie erfasst, d. h. wie gut Patienten dafür rekrutiert werden konnten und wie gut Ablauf und Einhaltung der Behandlungs-Prozedur umgesetzt wurden. Ebenfalls wurde die PSA-Verdopplungszeit beobachtet.
Es zeichnete sich ein leichter Trend zu einem verzögerten Krankheitsfortgang bei pflanzlichen Arzneimitteln ab
Die Auswertung zeigte, dass die Einhaltung der Studienvorgaben bei den Patienten mit Pflanzenarzneimittel- und auch Placebo-Gabe exzellent war. In beiden Gruppen traten gleich viele und sehr ähnliche, milde bis mäßige Nebenwirkungen auf. Die Teilnehmer der Studie empfanden die Behandlungen und die damit verbundenen Untersuchungen als akzeptabel. Hinsichtlich des Therapieansprechens wurden von den Medizinern zwar keine deutlichen Unterschiede in beiden Patienten-Gruppen erwartet, aber die mit Pflanzenarznei behandelten Patienten konnten von einem etwas verzögertem Anstieg des Tumor-Merkmals PSA im Blut profitieren. Die Verdopplungszeit des PSA betrug vor der pflanzenarzneilichen Behandlung durchschnittlich 5,5 Monate und nach der Behandlung 10,2 Monate. In der mit Scheinmedikamenten behandelten Placebo-Gruppe lag die Verdopplungszeit des PSA vor der Behandlung bei 10,8 und danach bei 10,9 Monaten. Es war also kein Unterschied zu erkennen.
Aus diesen Ergebnissen schlussfolgern die Mediziner, dass eine aussagekräftige Studie mit der gewählten Behandlungskombination machbar und für Männer mit Prostatakrebs, die sich im biochemischen Krankheitsrückfall mit mäßig ansteigendem PSA-Gehalt im Blut, befinden, umsetzbar ist. Weitere Untersuchungen zur Wirksamkeit von Pflanzenpräparaten als Alternative zu aggressiven Behandlungen von fortschreitendem und wohlbemerkt relativ langsam wachsenden Prostatakrebs werden folgen. In jedem Fall gewinnen diese sogenannten Phytotherapeutika zunehmend an Bedeutung für Männer mit Prostatakrebs.
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