N-Acetylcystein: antimanisch und antidepressiv in Pilotstudie mit Kindern

Original Titel:
Findings from a pilot open-label trial of N-acetylcysteine for the treatment of pediatric mania and hypomania

Kurz & fundiert

  • Hilft N-Acetylcystein bei pädiatrischer Bipolarer Störung?
  • 12-wöchige Pilotstudie mit Kindern und Jugendlichen
  • 24 Teilnehmer
  • Antimanische und antidepressive Effekte bei 30 – 54 % der Teilnehmer

 

MedWiss – In einer 12-wöchigen Pilotstudie wurde die Wirksamkeit und Verträglichkeit von N-Acetylcystein bei Kindern und Jugendlichen mit der Bipolaren Störung untersucht. Die Abbruchquote der Studie war hoch. Jedoch zeigte die Behandlung bei bis zu der Hälfte der behandelten Teilnehmern antimanische oder/und antidepressive Effekte. Die vielversprechenden Ergebnisse sollen nun in einer größeren, kontrollierten klinischen Studie geprüft werden.


Die pädiatrische Bipolare Störung hat eine Prävalenz von 1 – 3 % und ist eine Erkrankung, die mit vielen Begleiterkrankungen und -problemen einhergehen. Aufgrund der hohen Morbidität der emotionalen Dysregulation ist typischerweise eine Intervention unumgänglich. Jedoch ist die Behandlung von Kindern mit einer Bipolaren Störung eine Herausforderung. Derzeit zugelassene Therapien sind einerseits häufig nur begrenzt wirksam und andererseits häufig mit ernsten Nebenwirkungen assoziiert. Daher wird weiterhin aktiv nach effektiven und verträglichen Behandlungsoptionen geforscht. Verschiedene Nahrungsergänzungen wurden in den vergangenen Jahren wiederholt zur Behandlung der Bipolaren Störung erwachsener Menschen untersucht. Eine dieser Substanzen ist N-Acetylcystein, abgekürzt NAC. Ergebnisse zu NAC waren teils widersprüchlich. Die vorliegende Studie untersuchte nun die Wirksamkeit und Verträglichkeit von NAC bei Kindern und Jugendlichen mit der Bipolaren Störung.

Hilft N-Acetylcystein bei pädiatrischer Bipolarer Störung?

Wissenschaftler führten dazu eine 12-wöchige, offene Studie durch, bei der Manien und Hypomanien bei Kindern und Jugendlichen zwischen 5 und 17 Jahren mit ergänzendem NAC behandelt werden sollten. Teilnehmer mit ausgeprägten oder unterschwelligen manischen Symptomen, mit oder ohne begleitende Depression, wurden in die Studie aufgenommen. Symptome der Manie und der Depression wurden anhand von YMRS (Young Mania Rating Scale), HDRS (Hamilton Depression Rating Scale ), CDRS (Children’s Depression Rating Scale) und des klinischen globalen Eindrucks (Clinical Global Impression, CGI) mit Fokus auf Schweregrad und Verbesserung eingeschätzt.

12-wöchige Pilotstudie mit Kindern und Jugendlichen

Die Studie hatte eine hohe Abbruchquote: Lediglich 53 % der jungen Teilnehmer führten die Studie für die kompletten 12 Wochen durch. Die Symptome der Teilnehmer sanken jedoch im Durchschnitt signifikant (YMRS, HDRS und CDRS) von Studienbeginn bis Studienende. Von 24 Teilnehmern zeigte sich bei 54 % eine anti-manische Wirkung (Reduktion im YMRS ≥ 30 %). 46 % der Teilnehmer erreichten im globalen Eindruck einen Manie-Score ≤ 2. Bei 62 % der Teilnehmer besserten sich zudem depressive Symptome im HDRS um mindestens 30 %. Dies bestätigte sich auch bei 31 % der Kinder und Jugendlichen, die nach der Behandlung anti-depressive Effekte anhand eines um mindestesns 30 % reduzierten CDRS aufwiesen. 38 % erreichten zudem im Verbesserungswert des globalen Eindrucks (CGI-I) einen Depressionsscore ≤ 2.

Antimanische und antidepressive Effekte bei 30 – 54 % der Teilnehmer

Die offene Pilotstudie mit einer kleinen Teilnehmergruppe erbrachte somit vielversprechende Ergebnisse zur Verträglichkeit und Wirksamkeit einer Behandlung mit NAC bei pädiatrischer Bipolarer Störung. Sowohl manische als auch depressive Symptome besserten sich in der Behandlung über 12 Wochen. Die Studie bedarf nun der Replikation mit einer größeren Patientengruppe und eines randomisierten, Placebo-kontrollierten Designs.

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